Habt ihr schon mal in einem Hausboot übernachtet?
Die ersten Kilometer fühlen sich echt nach Heimreise an: Es regnet, es ist kalt, flach und grün. Die Kilometer ziehen schnell an uns vorbei. Wir machen eine Kaffeepause kurz nach der Grenze in einem der schönen, rustikalen Straßenrestaurants, können unsere Regenklamotten ausziehen und lassen die grüne Landschaft und den glatten Asphalt an uns vorbeiziehen. Susi hat im Voraus einen Campingplatz bei Riga ausgesucht. Als wir auf den Hof fahren, sehen wir, dass es Hütten gibt und als wir noch näher gehen, sehen wir, dass die Hütten schwimmen. Als uns das nette, junge deutsch-lettische Besitzerpärchen dann fragt, was uns lieber ist, nehmen wir eine Bootshütte mit Heizdecke und kugeln uns jedes mal vor Lachen wenn wir diese betreten und sie hin und her schwappt. Es war auf jeden Fall eine sehr besondere und einmalige Übernachtung für uns - sehr schön!
Riga
Weil wir Riga, die Hauptstadt Lettlands, ansehen möchten, nehmen wir gleich zwei Nächte. Am nächsten Vormittag werden wir vom Besitzer zur Bushaltestelle gebracht und nehmen von dort dann unkompliziert den Bus ins Zentrum von Riga. Wir merken eindeutig, dass wir in Europa sind, auch wenn man vereinzelt noch etwas Russisch hören kann. Der Baustil, die Touristen, das Wetter, die Restaurants und Cafés, die Preise, alles kennen wir von anderen Europäischen Städten. Es ist sonnig, aber schon recht kühl und wir haben keine Winterjacken. Deswegen freuen wir uns schon nach der ersten Runde durch die Stadt, wo wir einen Teil der Berliner Mauer gesehen haben und einige andere Denkmäler, in ein gemütliches Café flüchten zu können und uns aufzuwärmen. Wenn man so lange unterwegs war, ist man echt abgehärtet mit "Kaffee". Meist gibt es nämlich nur Instantbrühe, die mit dem bitteren Geschmack entfernt an Kaffee erinnert. Ganz selten gab es auf unserer Reise "echten Kaffee" aus Kaffeebohnen. Dann auch noch mit einer Siebträgermaschine zubereitet ist es ein wahrer Genuss.
Ein Stadtbesuch in Riga bietet die Möglichkeit, die beeindruckende Architektur und Geschichte dieser wunderschönen baltischen Stadt zu entdecken. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehören der zentrale Marktplatz, der Rigaer Dom, das Schwarzhäupterhaus und das Freiheitsdenkmal. Es gibt auch viele interessante Museen, wie das Rigaer Geschichte und Schifffahrtsmuseum und das Lettische Nationale Kunstmuseum. Riga ist außerdem bekannt für seine hervorragende Küche und sein aufregendes Nachtleben.
Bei der zweiten Spazierrunde gehen wir noch an den Hafen, wo nicht sehr viel los ist und nur einige Boote und Schiffe auf den kleinen Wellen umherschaukeln.
Was uns aber viel stärker als all die Sehenswürdigkeiten in Riga in Erinnerung bleiben wird, ist das Mittagessen in einem pakistanischen Dönerladen. "Scharf?", wie zu Hause beim Dönerladen sagen wir: "Ja, ein bisschen.". Das war die falsche Antwort. Haben euch schon mal die Zähne und das Zahnfleisch wegen so viel Schärfe im Essen weh getan? Wir spüren überhaupt keinen Geschmack mehr und wir schaffen kaum die Hälfte und lassen uns den Rest einpacken. Was haben wir daraus gelernt? Auf Reisen niemals scharfes Essen bestellen! Eine lustige aber zugleich traurige Begegnung, ist uns in Erinnerung geblieben, als wir in einen Park auf einen Bank die Sonne genießen, spricht uns ein Betrunkener an und will seine SIM Karte nur kurz in eines unserer Handys stecken um seine Frau anzurufen, so haben wir es verstanden. Wir haben natürlich abgelehnt und irgendwann geht er weiter. Traurig und lustig zugleich, weil wir erst nach Europa zurück kommen mussten um von Betrunkenen auf der Straße belästigt zu werden, wir aber eben aus Russland kommen wo wir keinen einzigen Betrunkenen gesehen haben und wo Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit - vor allem in Parks - verboten ist und auch nicht gemacht wird.
Wir sind zufrieden mit dem, was wir gesehen haben und versprechen uns auf jeden Fall Lettland nochmal (im Sommer oder mit dicken Jacken) zu besuchen. Wir kaufen uns in der Stadt noch etwas Proviant und fahren dann wieder einfach mit dem Bus zurück, nur das letzte Stück laufen wir zurück denn der nette Campingplatzbesitzer hat uns leider nicht abholen können. Was ganz lustig ist: die Letten stehen an der Bushaltestelle in einer Schlange an, sodass der, der am längsten wartet auch als erstes Einsteigen darf - wir hätten uns fast unabsichtlich vorgedrängelt bevor uns die Schlange aufgefallen ist.
Litauen durchfahren
Am nächsten Tag geht es weiter und wir merken, wie klein die Länder hier in Europa sind. Nach kurzer Zeit passieren wir schon - kaum merklich! - die Grenze nach Litauen, wo wir unsere Mittagspause am Waldrand verbringen.
Litauen hat eine reiche Geschichte und Kultur sowie eine schöne Natur, die es zu einem lohnenswerten Reiseziel macht. Einige Dinge, die man in Litauen besuchen kann sind die Altstadt von Vilnius, das KGB Museum ebenfalls in Vilnius, der Dzukija Nationalpark, die Kurische Nehrung und das Schloss Trakai. Es ist auch ein relativ günstiges Reiseziel in Europa und bietet eine authentische Erfahrung abseits der ausgetretenen Pfade.
Wir fahren aber an Vilnius und den anderen Attraktionen vorbei, dafür müssten wir wieder einige Tage opfern, aber unsere freien Tage sind jetzt gezählt und schwupp, im nächsten Moment kündigt sich schon die Polnische Grenze an.
Polen
Mehr LKW-Verkehr, vollere Straßen auch mit Staus und deutlich mehr Ampeln. Davon gab es insgesamt eigentlich echt wenig auf unserer Reise, vor allem auf der asiatischen Seite. Gerade das Grenzgebiet zwischen Litauen und Polen ist landschaftlich ganz schön, die Straßen kurvig aber der Verkehr macht alles kaputt. Das hier so viel LKW-Verkehr herrscht, liegt daran das dieses Gebiet hier als Nadelöhr zwischen den anderen baltischen Ländern und dem Rest der EU, fungiert. Links von uns ist Weißrussland und rechts von uns ist Kaliningrad.
Einen kurzen Schockmoment erleben wir, als irgendwo auf der Autobahn, die sich gerade im Umbau befindet, ein LKW auf unserer Spur entgegenkommt! Zum Glück haben wir gerade keine Lust zu überholen und tuckern gemütlich mit 90 den anderen LKW hinterher, denn auf die Idee uns von vorne beim Überholen auf der Autobahn abzusichern, sind wir nicht gekommen.
Ist Polen was für Motorradfahrer?
Polen bietet in seinen Regionen vielfältige Landschaften. Im Norden gibt es die Ostseeküste mit wunderschönen Stränden und malerischen Fischerdörfern. In Zentralpolen gibt es fruchtbare Tiefebenen und Flüsse, während im Süden die Karpaten und das Riesengebirge spektakuläre Berge und Täler bieten.
Für leidenschaftliche Motorradreisende bietet Polen also großartige Strecken.
Einige der Orte, die Motorradfahrer in Polen nicht verpassen sollten, sind die kurvenreichen Straßen durch die Tatra-Berge, die Masurischen Seen, die Bieszczady-Berge im Osten Polens sowie die Biebrza-Sümpfe und das Pieniny-Gebirge. In Krakau kann man außerdem das jährliche Harley-Davidson-Festival im August besuchen, das jedes Jahr tausende von Biker anzieht.
Die Straßen und der Verkehr in Polen
Uns ist Polen nicht so gut in Erinnerung geblieben, einerseits die flache Landschaft (für Berge war es jetzt definitiv zu kalt), das kalte Wetter und der massive LKW Verkehr. Oft gab es 10 oder mehr Km Stau weil es in der nächsten Ortschaft eine Ampel gab. Zwar wird sehr viel an der Infrastruktur gearbeitet aber dennoch gibt es keine durchgehend ausgebaute Fernstraße, die ermöglicht das große Land schnellstmöglich zu durchqueren. Es geht immer wieder durch Ortschaften, dann zehn Kreisverkehre, dann 10km gut ausgebaute Umgehungstraße mit 5km Stau am Ende, dann wieder 5 Kreisverkehre, eine Ortschaft mit zig Ampeln, Kreisverkehre, 15km Autobahn. 20km Landstraße und so weiter. Das kann einen Wahnsinnig machen. Auch merkt man dass sich die Polen beim Straßenbau sehr an der Deutschen Straßenbauweise orientiert haben. Die Umgehungstraßen sind teilweise 25km lang, immer in einer leichten Kurve mit unzähligen Kreisverkehren und absolutem Überholverbot. Man kann wirklich nur auf die Autobahn ähnlichen Schnellstraßen überholen, alles andere ist verboten und demensprechend fährt man stundenlang in der Kolone. Nicht umsonst bezeichnet man Polen als das Lagerhaus Europas. Viele Unternehmen haben in Polen Produktionsstätten errichtet, um von den niedrigen Löhnen und der zentralen Lage Polens in Europa zu profitieren.
Hotel Maraton in Polen
Wir haben uns bis jetzt noch nie vorgenommen, einen Marathon zu absolvieren, diesen Abend sollte es aber dazu kommen. Unser erster Hotelmarathon. Natürlich sind wir aus dem Osten noch sehr günstige Preise gewohnt und können vielleicht deshalb einfach nicht akzeptieren für eine Nacht in einem einfachen Motel an der Schnellstraße über 50€ zu bezahlen. Eigentlich wollten wir Warschau ansehen, hatten aber nach sechs Hotelanläufen echt keine Lust mehr. Bei dem auf dem Bild stand sogar noch die EU-Förderung des Hotels auf dem Schild und trotzdem wurden wir abgewiesen. Nein, hier sei kein Hotel. Wir kamen uns echt verarscht vor und hatten jetzt schon keine Lust mehr auf Europa. Das war selbst in Tadschikistan leichter eine passende Unterkunft zu finden. Da waren die Leute froh und dankbar für jeden Gast, hier fühlt man sich überhaupt nicht willkommen. Insgesamt waren es 12 Hotels die wir angefahren haben und alle waren nach unserem Ermessen hoffnungslos überteuert. Zum Schluss fanden wir ein Zimmer ohne Heizung. Wir überlegen wie wir zukünftig sowas vermeiden können? Sollen wir gar nicht mehr nach dem Preis fragen? Dann wären wir vielleicht schon beim ersten Hotel geblieben und der Ärger wäre uns gespart geblieben. Nein das kann nicht die Lösung sein. Sollen wir im Voraus buchen? Was ist wenn sie dann kein Parkplatz haben oder es uns überhaupt nicht passt? Wir müssen uns was einfallen lassen.
Campinghütte in Süden Polens
Nach zwei Tagen Fahrt durch das flache Polen und nach knapp zwei Wochen seit dem wir aus den Bergen des Kaukasus runter gefahren sind, sehen wir endlich wieder Berge am Horizont. Ah, das freut uns. Es ist Abend und wir haben keinen Bock mehr. Vor allem haben wir Schiss, dass es wieder los geht mit der Hotel-Sucherei. Weil wir seit gestern nichts mehr von Hotels hören wollen, sucht Susi für heute Abend einen Campingplatz mit Hütten und wird fündig. Hier gibt es Berge, es ist eine Urlaubsregion, also gibt's bestimmt viel Auswahl. Wir finden bald einen Campingplatz sogar mit Hütten und nehmen gleich eine. Wenn schon ohne Heizung, dann kann es doch eine gemütliche Campinghütte sein. Das hat besser geklappt als erwartet. Der Preis war auch ok. Auf dem Tisch davor kommt unsere Kochausrüstung ein letztes Mal zum Einsatz.
Was bietet Tschechien für Motorradfahrer?
Beliebte Regionen für Motorradfahrer sind der Böhmerwald, das Riesengebirge, das Erzgebirge und das Adersbacher Felsenlabyrinth.
Einige der Orte, die Motorradfahrer in Tschechien nicht verpassen sollten, sind die Panoramastraße durch das Riesengebirge, die Elbursprung-Route durch das Elbsandsteingebirge sowie die Route von Prag zum Cesky Raj Nationalpark. Einiges davon haben wir schon gesehen.
Wir freuen uns auf Tschechien. Es ist eins unserer Lieblingsländer, wenn es um Motorrad-, Wander-, oder Van-Urlaub geht. Perfekte Landschaft: hügelig, bergig und viel Wald. Gute Straßen, schöne Städte, nicht zu dicht besiedelt und dann auch noch günstig. Es ist ein Genuss hier Urlaub mit dem Motorrad zu machen - im Sommer. Der ist aber auch hier leider schon vorbei.
Hotel Maraton in Tschechien
Deswegen haben die Campingplätze schon geschlossen und wir sind auf ein Hotelzimmer angewiesen. Unser zweiter Hotelmarathon beginnt eigentlich sehr schön. Wir haben eine Pension auf dem Land mit Pferden rausgesucht. Die Kurven schlängeln sich bergauf und bergab, der Wald wirft Schatten auf die Straße und die abendlichen Sonnenstrahlen blenden uns durchs Visier. Wir finden die Pension und: Sie ist voll. Von da an geht es mit unserer Stimmung schneller bergab als mit den Motorrädern. Schon wieder. Erst finden wir kein Hotel, weil wir in der Pampa sind, dann wird es dunkel und wir klappern einige Hotels in der Stadt ab. Entweder kein Zimmer oder wahnsinnig teuer oder die Angestellten waren betrunken. Stimmung sinkt, den Puls steigt. Irgendwann meine ich, wir fahren dann Nachhause durch. Es sind nur noch 600km. Susi will nicht. Wir streiten. Eine letzter Versuch im Stadtzentrum von Brünn. Endlich klappt es, dann fallen wir um 23:00Uhr erschöpft in die Betten und finden es schade, dass unsere Reise so zu Ende geht.
Ankunft Zuhause
Die letzte Nacht. Das letzte Frühstück. Der letzte Kaffee unterwegs. "Willkommen in Österreich" können wir lesen. Verrückt - wir verstehen die Sprache plötzlich. Jetzt beginnt der langweiligste Abschnitt mit den ca. 600km Autobahn bis nach Hause.
Ausfahrt Augsburg-Ost. Wir entschleunigen. Unsere Ohren sausen. Wow, es regnet nicht. Das ist selten, wenn wir nach einem Urlaub zurückkommen.
Wusstet ihr, dass Autobahnfahren meditativ sein kann? So viele Gedanken gingen uns durch den Kopf. Ich schließe die Garage auf, wir parken die Motorräder und nehmen das nötigste mit in die Wohnung, die wir zum ersten Mal für so lange Zeit verlassen haben.
Jetzt heißt es erst mal ankommen und die vielen Gedanken sortieren und Fragen beantworten. Wir müssen das ganze Zeug sortieren und verstauen. Wir haben nur noch ein Wochenende und dann geht es schon am Montag in die Arbeit. Was für eine verrückte Zeit wir erlebt haben.
Im nächsten Beitrag schreiben wir einen Fazit über diese Reise. Was so ein Traum, so eine Reise, so ein Unfall und solche Erlebnisse mit einem machen, aber auch die Rahmenbedingungen und Kosten werden wir im nächsten Beitrag mit euch teilen.
Vielen Dank fürs Vorbeischauen und Machts gut.
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