Zum dritten mal in Georgien. Warum?
Normalerweise fahren wir nicht über die Grenze wenn es schon nachmittags ist. Zumindest haben wir uns das so vorgenommen, denn man hat ja die eine oder andere Geschichte erzählt bekommen. Wir wollen nicht riskieren einen ganzen Nachmittag in der Schlange zu stehen und dann doch nicht durchzukommen oder fast noch schlimmer: in der Dunkelheit in ein fremdes Land einreisen und dann ohne Bargeld, Versicherung und total ausgelaugt einen Unterkunft suchen zu müssen. Aber diesmal riskieren wir es einfach, weil wir ein Jahr davor (2018) schon mal hier durchgekommen sind, von daher wissen wir wo die Versicherungsbude, der SIM Kartenhändler, und die Geldwechselbude sind. Außerdem hoffen wir, im gleichen Hotel übernachten zu können, das gleich nach der Grenze kommt. Weil wir heute also noch genug Zeit haben, die Bäuche voll sind und die Grenze nicht mehr weit ist, fahren wir einfach los und wollen das ganze gleich hinter uns haben. Von Of, wo wir jetzt aus den türkischen Bergen raus gekommen sind bis zu der georgischen Grenze sind es nur noch 135 km, alles gut ausgebaute Straßen, direkt an der Schwarzmeerküste entlang. Diese zieht wie im Flug an uns vorbei und schon sind wir an der Grenze. Wir mussten nur etwas warten, denn die Beamten hatten grade Pause aber es war nicht viel los. Das gleiche bei der Einreise nach Georgien, alles problemlos, die Prozedur kennen wir vom letzten Jahr. Wobei, jetzt fällt mir ein, letztes Jahr sollte Suzi mit einem LKW-Konvoi zu einer X-Ray Station zur Kontrolle fahren, nur knapp ist sie davongekommen, was für ein Stress. Diese Story könnt ihr hier lesen. Gleich nach der Grenze gehen wir zu der Versicherungsbude und schließen eine Versicherung für den kürzesten möglichen Zeitraum ab. Nebenan war auch der SIM Kartenhändler, der uns ganz unkompliziert eine SIM Karte für ein paar Euro verkauft . Auch Bargeld können wir an einen ATM abheben, aber nur so viel, dass es für heute reicht. Die Unterkunft ist ein paar Km weiter, kurz vor Batumi, direkt am Schwarzen Meer. Da gibt es einige alte Hotels im Sowjet Stil wo man im Sommer Urlaub machen kann.
Kutaissi
Am nächsten Tag ist schlechtes Wetter angesagt und zur Abwechslung stimmt es sogar mal. Wir schieben uns gegen den Wind nach Kutaissi zu einem Homestay. In Georgien ist diese Art von Unterkünften sehr beliebt. Man schläft quasi bei der Familie im Haus, oft aber in einem eigenen Zimmer mit Bad. Ein eigenes Zimmer hat man ganz sicher, ein eigenes Bad nicht immer, aber das ist ja verständlich. Wir halten meist Ausschau nach einfacheren Unterkünften, Luxus fehlt uns gar nicht und so kommen wir eher in Kontakt mit dem Einheimischen. Hier hatten wir sogar eine eigene Küche. Die Familie war super freundlich und wir haben die Möglichkeit selbst in der Küche zu kochen und dazu Hauswein von ihnen zu genießen. Danach sind wir gestärkt für einen Stadtspaziergang inklusive Gewitter. Die Stadt ist nicht besonders groß und es verlaufen sich auch nicht viele Touristen her - genau richtig für uns. Wir schlendern durch die Straßen, probieren Leckereien vom Markt, beobachten den Alltag und tauchen in das georgische Leben ein. Jetzt sind wir bereit für die Hauptstadt.
Tiblissi
Auch wenn wir letztes Jahr schon einen Blick in diese Stadt werfen durften, war das bei weitem zu wenig. Diesmal nehmen wir uns etwas mehr Zeit und fahren vom Hostel aus mit dem Bus in die Stadt. Weil wir nicht genau verstehen, wie wir das Ticket kaufen müssen, lässt uns der Busfahrer einfach so mitfahren und sagt uns sogar nochmal Bescheid, wo wir aussteigen sollen. Wenn ich mir das in Augsburg vorstelle, weiß ich nicht ob ich lachen oder weinen soll =) es würde auf jeden Fall anders ablaufen. Heute wird das Unabhängigkeitsfest gefeiert und dementsprechend voll ist die Altstadt. Einheimische und Touristen wuseln aneinander vorbei, man hört das Klirren von Besteck und Gläsern und das Wirrwarr an Gesprächen, das dieses einmalige "Schöne-Sommerabende-in-der-Stadt-Ambiente" vervollständigt. Kunst, Gastronomie, Geschichte und Schönheit, Kultur, Authentizität - diese Stadt hat all das zu bieten.
Ganz anders Rustawi, der Ort durch den wir am nächsten Tag fahren. Traurige Industrieanlagen sehen bei dem Wetter noch düsterer aus. Rostiges Eisen, Stahl, Chemie und Plattenbau prägen die Stadt. Natürlich braucht jedes Land Industrie und sie sieht nirgends landschaftlich schön aus. Aber zum Glück ist Rustawi gar nicht unseren Ziel. Wir fahren gleich weiter und es wird besser. Die Straßen leer, kein Verkehr und die Dörfer scheinen verlassen zu sein. Bald hört der Asphalt ganz auf und wir fahren durch eine Steppe, aber nicht ganz flach, es geht schon hoch und runter. Man sieht sehr weit, es gibt keine Bäume und es weht ständig ein Wind. Wir machen viele Pausen und schießen viele Bilder, die Landschaft ist hier in krassem Kontrast zu den bewaldeten und teilweise Schneebedeckten Bergen, die wir bei Kutaissi hinter uns gelassen haben. Nur die Soldaten und die Militärfahrzeuge lassen uns nicht ganz entspannen, obwohl sie alle uns entweder gar nicht beachteten oder nett grüßen.
Klosterbesuch
Gerade mal knapp 70km sind es von der Hauptstadt Tbilissi bis zu unserem nächsten Ziel: In der Nähe der Aserbaidschanische Grenze befindet sich das Kloster Davit Garedscha, das in diese unwirkliche Hügellandschaft quasi in die Felsen gehauen wurde. Von oben kann man die weite und leere Landschaft betrachten. Die karge Steppe in braunen, beigen und grünen Tönen zeichnet die Hügellandschaft rund um David Garedscha. So muss es wohl in der Mongolei aussehen. Mit einem Unterschied: Man merkt die Grenznähe und dadurch die Militärpräsenz. Mitte des 6. Jahrhunderts nach Christus soll dieses Kloster entstanden sein. Und wo wir schon gedanklich bei den Mongolen waren: Die waren auch hier und haben im 13. und 14. Jhdt. die Gegend ziemlich aufgemischt. Teilweise war die Klosteranlage verlassen, teilweise wurde sie, wie jetzt von kleinen Klostergemeinschaften bewohnt. Wir schauen uns die ganze Anlage an und lassen uns Zeit alles zu verinnerlichen was wir sehen und versuchen uns vorzustellen wie hier wohl Menschen gelebt haben sollen. Es ist das älteste Kloster Georgiens. Der Klosterkomplex mitten im Nirgendwo am Berg Udabno ist von engen Höhlenwohnungen und kurzen Türmen mit rotem Ziegeldach geprägt und auf alle Fälle ein Besuch wert. Der Weg vom Kloster in das nächste Dorf ist ebenfalls nicht asphaltiert aber dennoch gut befestigt, so das auch Reisebusse mit Touristen lang fahren können. Uns macht das Spaß, auf Schotter zu fahren, wo kann man heute noch parallel auf unterschiedlichen Spuren noch fahren? Wie geil ist das denn?
Ganz in der Nähe des Klosters übernachten wir bei eine Familie im Dorf Udabno und sind beeindruckt von der Rollenverteilung. Die Frau ist Lehrerin in der kleinen Schule und versorgt uns Gäste mit köstlichem Abendessen. Der Mann kümmert sich sonst um alles in der Unterkunft um den Haus, Garten und die Tiere. Als wir ankommen, ist noch ein Schweizer Motorradreisender da: Martin, der gerade beim Essen war. Wir bekommen einen sehr leckeres traditionelles Abendessen serviert und plaudern viel mit dem Besitzer auf Russisch. Ursprünglich stammen sie aus den Bergen, bei Kutaissi und vermissen diese sehr. Allerdings ist das Leben von Landwirtschaft und Tourismus in dieser Gegend deutlich leichter. Wir würden es nicht lange aushalten hier in der Steppe - so schön sie ist. Wir brauchen Wald und Berge. Zum Glück bleiben wir ja nur eine Nacht hier.
Am nächsten Morgen bekommen wir ein reichhaltiges Frühstück und fahren dann Richtung Sighnaghi. Ursprünglich wollten wir direkt nach Stepanzminda fahren aber um nicht nochmal durch Tibilissi zu fahren, machen wir den Abstecher nach Sighnaghi. Es sind keine 100 km dort hin also wir lassen uns Zeit. Die Steppenladschaft in den Morgensonne ist fantastisch und erinnert uns irgendwie an die Mongolei obwohl wir Mongolei noch gar nicht gesehen haben. Aber zumindest das, was wir in unzähligen Dokus gesehen haben, ähnelt sehr mit dem, was wir hier in Süden Georgien sehen. Wir machen viele Bilder, die Straßen sind so gut wie leer, ich meine, wohin sollen die Leute hier denn fahren, hier sind kaum Ortschaften. Ein Motorradfahrer nähert sich, ah - den kennen wir sogar, es ist der Martin, der Schweizer von gestern, er hat in der Nähe des Dorfes gezeltet und fährt ungefähr in die gleiche Richtung. Wir fahren aber trotzdem getrennt weiter, denn wir haben wirklich nicht viel vor heute und wir werden bestimmt viele Pausen machen. Wir machen noch einige Bilder und fahren gemütlich weiter. Die Straße ist eng und nicht gerade eben so dass wir wirklich gemütlich fahren können. Gerade als wir tief in unseren Gedanken versunken waren und über unser Glück, das hier erleben zu dürfen, sinnieren, kommt uns eine Autokolone entgegen. Die vielen Autos auf einmal sind schon merkwürdig genug für diese menschenleere Gegend, aber die vielen Insassen die mit den Händen aus dem Fenster wild gestikulieren und laut schreien und jubeln, scheinen wie aus einem Film. Als sie uns sehen, werden sie noch lauter, schwingen Wodkaflaschen aus dem Fenster und gestikulierten noch wilder. Vielleicht eine Hochzeit dachten wir zuerst aber dann sehen, wir dass es keine Familien mit Frauen und Kinder sind, sondern ausschließlich Männer. Dann fällt uns ei, dass der Guesthouse Besitzer uns gestern erzählt hat das heute eine Feiertagfest stattfindet und dass viele dort in die Gegend kommen um direkt an der Grenze zu Aserbaidschan den Sieg über die Aserbaidschaner zu feiern. Dass das die Aserbaidschaner nicht ärgert kann man sich kaum vorstellen. Deswegen die erhöhte Militärpräsenz? Keine Ahnung. Zum Glück haben wir das Kloster gestern besucht und müssen das nicht sehen.
Nach einer Weile suchen wir uns ein schönes Kaffeepausenplätzchen. Wir haben bis jetzt auf unseren Reisen in Europa immer die Möglichkeit gehabt in schönen Cafés eine Pause zu machen aber hier im Osten ist das schwierig. Natürlich gibt es auch hier Cafés, aber halt in größeren Ortschaften, wo mehr Touristen und jungen Leute vorbei laufen. Hier im Osten sind wir mehr in abgelegenen Gegenden unterwegs und so haben wir es uns angewöhnt, eine extra Kaffeepause zu machen und obwohl der Instant Kaffee nicht jedermanns Sache ist, ist uns das ganze Ritual mit der Platzsuche, einem Snack und Kaffee, mittlerweile sehr wichtig.
Sighnaghi
Die Straßen heute waren meist sehr schlecht und teilweise Schotter, für uns eine gute Abwechslung aber wir wissen dass es auch Motorradfahrer gibt die Schotter nicht leiden können :) wir sind aber auch keine typische Route nach Sighnaghi gefahren, so haben wir auch nicht erwartet, dass die Straßen hier in der Pampa gut ausgebaut sind. Wenn man von Tiflis hierher kommt dann genießt man besseren Straßen. In Sighnaghi kommen wir, wie erwartet, früh am Nachmittag an. Wir fahren direkt zu einem Homestay, das wir vorher ausgesucht haben und "checken ein" (also klingeln an der Tür). Die Motorräder parken wir in der Garage. Wir ziehen uns um und gehen in der Stadt spazieren. Sighnaghi liegt in der Region Kachetien, die sehr bekannt für den Weinanbau ist. Auch ist Sighnaghi als der Stadt der Liebe bekannt und deswegen wurde ein 24/7 Service in Standesamt eingerichtet. Die Architektur in der Altstadt ist sehr gut erhalten und renoviert, es gibt viele Geschäfte und viel zu entdecken. Wir wollen so viel wie möglich erkunden und spazieren überall hin. Es gibt natürlich auch viele Touristen. Uns haben die Stadtmauer und die Türme sehr gut gefallen, und natürlich die alten russischen Fahrzeuge, die man überall sieht und die alten Motorräder mit Seitenwagen, die Stadttouren für Touristen anbieten. Nach vielen Stunden Spazieren und Erkunden haben wir Hunger bekommen und entscheiden uns für ein Restaurant mit schöne Terrasse. Das Essen ist natürlich super lecker und der Wein hat unsere Erwartungen übertroffen. Als Abschluss für heute schauen wir uns den Sonnenuntergang an und genießen die Aussicht über die weite Ebene von der Stadtmauer. Was für ein entspannter Reisetag!
Am nächsten Morgen bekommen wir Frühstück in der Unterkunft. Es war nur noch die Frau Zuhause und wir haben uns auf einem Mixt aus Englisch und Russisch unterhalten. Wir fahren weiter Richtung Nordwesten denn wir wollen irgendwann mal nach Russland. Dabei ist uns wichtig, dass wir Tiflis umfahren, lieber nehmen wir Schotterwege im Kauf als dass wir bei Hitze im Stau stehen. Mal schauen ob das klappt, denn es gibt keine vernünftige Umfahrung nur unbefestigte Wege sehen wir auf unseren Karten. Der Weg von Sighnaghi runter ins Tal ist sehr kurvig aber dann auf der Hauptstraße nach Telawi hält sich der Spaß im Grenzen. Gerade Strecke, eine Ortschaft nach der anderen, Menschen und Autos überall. Zur Mittagszeit kommen wir in Telawi an. Die Altstadt von Telawi ist auch sehr schön und wir parken unsere Motorräder und wollen ein paar Schritte laufen. Auch hier gibt es viel zu sehen, Telawi haben wir gar nicht auf dem Schirm gehabt. Nach ein paar Schritten überkommt uns der Hunger und wir gönnen uns eine Pizza. Als wir auf das Essen warteten kommt der Martin, der Schweizer Motorradfahren lächelnd zu unserem Tisch. Wir essen zusammen und unterhalten uns lange. Es ist schon lustig, wie oft wir manche Reisende entlang unserer Route getroffen haben - im Schnitt dreimal =)).
Da ist eine Abkürzung
Weiter ging es auf Asphalt bis nach Achmeta dann hörte der Asphalt endgültig auf. Der Schotterweg war mal breit und gut befestigt mal sehr eng und ausgewaschen, es ging hoch und runter, mal waren Kühe unterwegs, mal Baumaschinen und Bauarbeiter, mal war es total wild und verlassen. Die Straße ging überhaupt nicht gerade aus und ständig mussten wir anhalten um uns zu orientieren oder Bauarbeiter nach dem Weg zu fragen bei dem ganzen Zick-Zack war es schwer zu deuten welche der vielen Spuren der Hauptweg ist. Aber wir haben Spaß und - ganz wichtig: keine Eile. Das war der Plan, viel besser als im Stau zu stehen oder uns durch den Verkehr zu kämpfen. Irgendwann am Nachmittag kommen wir in der Nähe von Tianeti auf Asphalt und finden einen sehr schönen Pausenplatz auf einer Wiese. Wir machen eine kurze Pause und spulen nochmal zurück, was wir für einen Abenteuer in den letzten Tagen erlebt haben. Da es bald Abend ist, fahren wir runter und wollen schauen, ob wir das Guesthouse, das wir ausgesucht haben, überhaupt finden, wenn nicht, dann wird es schwierig, denn hier gibt es nicht viel Auswahl. Unten im Tal sind die Wiesen voll mit weißen Blumen, so unzählbar viele und so weiß, wie wir es noch nie gesehen haben und wir machen eine kurze Pause um das schneegleiche Naturwunder zu genießen. Im Dorf Tushrebi finden wir das Guesthouse und checken ein (also klingeln wieder). Unten gibt es sogar einen kleinen Dorfladen und wir kaufen uns etwas zum essen und machen Brotzeit als Abendessen. Dann genießen wir den Abend im Garten mit Eis und Bier. Wieder ein entspannter Reiseabend.
Von Tushrebi nach Stepanzminda sind es um die 120km, wir müssen nur runter nach Zhinvali und können da die Hauptstraße nach Norden nehmen. Aber wer uns kennt, weiß dass das für uns zu langweilig ist, außerdem kennen wir die Straße vom letzten Jahr, als wir aus dem Iran durch Armenien, Georgien und genau auf der selben Straße voller LKW nach Russland gefahren sind. Wir haben eben gesehen, dass der Zhinvali-Stausee - zumindest auf der Karte - umfahren werden kann, wobei die Strecke auf der Karte an einer Stelle gestrichelt ist. Wir entscheiden uns, es zu probieren, denn Zeit haben wir und für ein bisschen Abenteuer auf Abkürzungen sind wir immer bereit. Wir fahren also die sehr schöne und kurvige Straße runter nach Zhinvali und biegen rechts ab um den Stausee auf der rechten Seite zu umfahren. Zunächst war die Straße gut ausgebaut und wir fahren dann am Stauseeende auf die andere Seite. Der Weg ist geschottert in mehr oder weniger gutem Zustand, teilweise mit riesigen Pfützen oder komplett zugewachsen, aber zum Glück immer fester Untergrund, kein Schlamm (Susis Endgegner). Einige kleine Ortschaften gibt es noch am Anfang aber dann nur noch Wildnis. Wo der Weg nicht ganz zugewachsen war, konnten wir die Aussicht über den Stausee genießen und auf Bildern für uns verewigen. Das Wetter war super warm und weil wir uns langsam durch Dickicht vorwärts bewegten, waren wir und die Motorräder fast die ganze Zeit überhitzt. Der gestrichelte Abschnitt war sehr grob geschottert, ausgewaschen und zugewachsen, wie seit Jahren nicht mehr befahren. Auf einer Wiese machen wir Mittagspause im Schatten unter einen Baum, kochen uns Polenta mit Georgischen Käse (Mămăligă cu Brânză) ruhen uns aus und kühlen uns etwas ab. So eine Szene würde das Titelbild für "schöne-Motorrad-Pausenplätze" verdienen :).
Nach der Pause fahren wir weiter und die Straße wird immer besser, ab und zu sehen wir wieder Kühe oder Häuser. Die Straß, auf der wir den Stausee umrundet haben endet wieder auf der Hauptstraße, die nach Norden, nach Russland führt. Die Stausee Umfahrung war ein absolutes Highlight, auch die Abkürzung gestern war ein Abenteuer. Wir waren wirklich im Entdecker Modus, haben neues gesehen und neues erlebt. Als nächstes gehen wir Tanken und machen uns auf den Weg nach Stepanzminda. Die Straße ist eigentlich schön aber es herrscht viel Verkehr, viele LKW und Reisebusse, wobei es doch nicht so schlimm ist wie letztes Jahr, aber die LKW fahren auf der Passstraße sehr langsam und manchmal bleiben sie - natürlich mitten in der Kurve - stecken. Nur die Minibusfahrer sind genauso verrückt und kennen keine Angst, Gesetze oder Anstand genauso wie wir schon letztes Jahr festgestellt haben. Zumindest ist das Wetter wärmer und wir können die Fahrt genießen. Beim Freundschaftsmonument machen wir eine kurze Pause. Dort sehen wir zwei Motorradpärchen mit Motorrädern aus Moldawien. Als ich sie auf deren Sprache begrüße, sind sie sichtlich überrascht. Wir unterhalten uns kurz und tauschen ein paar Tipps aus. Weiter geht es nach Stepanzminda, es sind nur noch ein paar Km. Unterwegs haben wir kaum andere Motorradfahrer getroffen und fällt mir ein Motorradfahrer, der seinen Spiegel richtet, auf während ich auf Susi, die einkauft, warte. Das Motorrad hatte zwar ein georgisches Kennzeichen aber der Fahrer sah nicht wie ein Georgier aus. Ich sprach ihn auf Englisch an und wir unterhielten uns kurz. Er war aus Tschechien und hatte sich ein Motorrad für ein paar Tage gemietet. Wir haben uns für heute Abend zum quatschen und essen verabredet.
Stepanzminda
Wir kommen im Homestay an, bei dem wir darauf geachtet haben, dass wir einen Hof haben wo wir ein bisschen was an unseren Motorräder machen können. Abends gehen wir in der Stadt spazieren, einkaufen und dann treffen wir Milan, dem Tschechischen Motorradfahrer, zum Abendessen. Wir bekommen leckeres Essen, unterhalten uns stundenlang, tauschen viele Tipps aus und erzählen uns viele spannende Geschichten. Milan spricht sogar ganz gut Deutsch und wir bleiben über Facebook in Kontakt. Für Morgen ist ein Pausentag geplant. Wir wollen unsere Klamotten waschen, unsere Daten sichern und die Motorräder auf Vordermann bringen. Motoröl haben wir unterwegs ganz einfach in einer Autowerkstatt besorgt und Ölfilter haben wir von daheim mitgenommen. Wir waschen die Motorräder mit einem Wasserschlauch, befreien sie von Schlamm und machen im Anschluss den Ölwechsel und pflegen die Ketten. Es klappt einfach alles was wir uns vorgenommen haben und es bleibt noch Zeit für einen Kaffee im Zentrum, um uns mental auf den Grenzübergang nach Russland vorzubereiten. Die Erinnerung vom letzten Jahr sorgen nicht gerade für Entspannung. Wer die Geschichte mit dem Verhör vom letzten Jahr (2018) verpasst hat, kann sie gerne hier lesen. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg Richtung Grenze, die ein paar Kilometer von Stepanzminda, oben in den Bergen ist. Wir sind positiv gestimmt und guter Dinge, dass es auch diesmal klappen wird und wir Russland besuchen können (auch wenn es vielleicht einige Stunden Zeit und Nerven kostet). Die Ausreise aus Georgien klappt ohne Probleme und schon stehen wir in der Warteschlange an der Russischen Grenze. Wie die Einreise diesmal war, was wir diesmal erlebt haben, erfahrt ihr im nächsten Blogbeitrag, in dem wir über Russland berichten.
Warum sind wir dann zum dritten mal hier? Falls ihr neu auf unseren Blog seid, wisst ihr vielleicht noch nicht dass wir letzten Jahr 2018 in die Mongolei und nach Zentralasien fahren wollten aber nicht so weit gekommen sind, da wir einen Unfall mit Beinbruch im Iran hatten. Damals sind wir über die Türkei, Georgien, Armenien in den Iran gekommen und nachdem das Bein wieder heile war, sind wir zurück aus den Iran, wieder durch Armenien, Georgien und weiter nach Russland gefahren. Jetzt durchqueren wir zum Dritten mal Georgien um nach Russland und schließlich nach Zentralasien zu gelangen. Wer die Geschichten von letzten Jahr, mit dem Unfall in Iran nicht kennt, kann sich gerne auf unseren Blog umschauen oder die Videos auf unseren verlinkten YouTube Kanal anschauen.
Wie hat uns Georgien diesmal gefallen? Wir müssen ehrlich sagen dass uns Georgien auch diesmal sehr gut gefallen hat. Es war wirklich ein entspanntes Reiseabenteuer in Georgien. Dadurch, dass wir schon letztes Jahr hier waren, haben wir so zu sagen ein bisschen Erfahrung und wussten schon wie die Dinge hier so laufen. Dass der Verkehr auf den Hauptstraßen katastrophal und gefährlich ist, wussten wir schon und es hat uns nicht mehr überrascht oder negativ gegenüber Georgien gestimmt. Wir haben es gemieden und so haben wir tolle Gegenden entdeckt und Spaß dabei gehabt. Auch die Orte, die Gegenden und das Essen die wir diesmal entdeckt und ausprobiert haben, waren genau unser Geschmack. Genau so fühlt sich für uns Abenteuer an, indem wir ein Land, wie Georgien, entdecken.
Wie sind die Georgier so? Wenn man ein "bisschen" Russisch spricht, dann kommt man mit den Georgiern super zurecht. Die Georgier sind sehr neugierig aber super nett und unterhalten sich gerne mit Touristen. In den letzten Jahren hat der Tourismus in Georgien deutlich zugenommen und viele sehen da ein Geschäftspotential, deswegen sprechen immer mehr auch Englisch, denn so steigt die Chance, ein Einkommen im Tourismus zu erzielen. Wir haben außer ein paar Betrunkenen und wilde Minibusfahrern nur nette Menschen getroffen, sei es Bedienungen in Restaurants, Ladenverkäufer, Passanten, Bauarbeiter, Kinder, Polizei, Grenzbeamte und speziell alle Guesthouse Besitzer und deren Familien, alle waren super nett, hilfsbereit und positiv.
Was würden wir uns beim nächsten mal anschauen? Obwohl wir hier schon zum dritten mal da sind versprechen uns jedes mal beim nächsten mal länger zu bleiben und das schöne Land ausgiebiger zu erkunden. Jedes mal waren wir nur auf der Durchreise. Vielleich müssen wir extra hierher kommen, nur für Georgien. Mal schauen, aber zuerst ist die Mongolei und Zentralasien auf dem Plan. Aber auch diesmal haben wir viele Tipps bekommen, von anderen Reisenden, wie Milan aus Tschechien, oder den Motorradfahrern aus Moldawien, aber auch von Einheimischen, mit Gegenden, die wir uns unbedingt anschauen sollen. Dafür braucht man natürlich Zeit und auf der Durchreise, wie jetzt ist es einfach nicht möglich. Wir würden gern alle Regionen in Georgien besuchen und speziell die bergigen Regionen im Norden, wie im Süden und sogar ein oder zwei Wanderungen durch den Kaukasus können wir uns vorstellen. Es gibt noch ein paar wilde Strecken, die man als Herausforderung sehen kann und die viel Abenteuer versprechen. Mal sehen, alles hat seine Zeit.
Warst du schon mal in Georgien? Wir waren (Stand jetzt 2024) insgesamt vier mal in Georgien und planen für die Zukunft öfter dort hin zu fahren. Wie sieht es bei euch aus? Wart ihr schon mal in Georgien? Hat es euch dort gefallen? Plant ihr nochmal dort hin zu fahren? Was hat euch am meisten gefallen und was würdet ihr euch beim nächsten mal gerne anschauen? Habt ihr sogar Tipps für uns , was wir uns unbedingt noch anschauen sollen? Schreibt uns einen Kommentar oder eine Nachricht was wir auf keinen Fall verpassen dürfen.
Routenübersicht
Link zu der Route in Kurviger Routenplaner
Anmerkung: Die Route entspricht nicht 100% die gefahrene Route. Die gesetzten Zwischenziele entsprechen nicht unseren Unterkünfte oder Pausenplätze.
GPS Datei zum Download
Zu diesem Blogbeitrag könnt ihr euch ein Video auf YouTube anschauen, hier der Links zum Video: 6 - monatige Motorradreise durch Zentralasien - Folge 4 Georgien
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