top of page
  • AutorenbildSamuel

#03 Zum ersten mal im Kaukasus

Aktualisiert: 19. März 2023

Gamarjoba aus Georgien (Hallo aus Georgien)

Der georgische Grenzübertritt an sich war relativ entspannt, allerdings wird man, wenn man drüber ist, vom dort herrschenden Gewusel erschlagen. Viele Menschen warten dort auf Verwandte aus der Türkei oder Reisebusse, die grade Pause machen oder auf die Grenzformalitäten. Viele Verkäufer kommen auf einen zu und bieten Taxi, Unterkunft, SIM Karten oder KFZ Versicherungen an. Letzteres brauchen wir auch. An der Grenze wurden wir eben informiert, dass eine KFZ Versicherung seit einem Monat Pflicht sei. Wir kümmern uns als erstes um die Versicherung. Eine Versicherungsbude war nicht schwer zu finden und wir bekamen ein gutes Angebot für ein paar Euro. Interessant war, dass der Verkäufer unsere Daten seiner Tochter gab und sie ging draußen zu einem Automaten und dort gab sie die Daten ein und gab den Versicherungsabschluss online ein. Später erfahren wir, dass es überall in Georgien solche Automaten gibt, wo man alles mögliche online erledigen kann, von Handyguthaben aufladen, Versicherungen abschließen bis hin zu Stromrechnungen bezahlen und so weiter. Auch eine SIM-Karte besorgen wir uns und Bargeld können wir uns auch direkt an der Grenze besorgen. Es lief besser als gedacht und Susi konnte ihre Russisch-Kenntnisse zum ersten Mal ausprobieren. Alles war nur ein bisschen unübersichtlich wegen der Menschenmenge aber irgendwie gab es doch eine gewisse Ordnung und niemand bedrängte uns. Nach dem nervenaufreibenden Grenzübertritt, freuen wir uns, dass wir in der ersten Stadt nach der Grenze relativ schnell ein Hotel finden und uns was zum Essen besorgen können. Sogar ein Strandspaziergang beim Sonnenuntergang ist noch drin. Wir sind nicht bis nach Batumi gefahren, das wäre für uns heute zu viel gewesen.


Erster Tag in Georgien

Unser erstes Ziel war in Georgien das berühmte Dorf Ushguli. Zahlreiche Videos mit teils wilden Offroad-Fahrten hatten wir dazu angesehen und viel darüber gelesen. Es geht zuerst durch Batumi, wo es für uns zu viel Verkehr gibt und wir wollen nur noch raus. Zuerst halten wir an einem Straßenmarkt um uns etwas frisches Gemüse zu kaufen. Dann kaufen wir uns ebenfalls am Straßenrand Orangen, Wildbeeren und Trinkwasser füllen wir im Trinkbrunnen am Straßenrand auf. Der Weg führt über Poti, Zugdidi und Mestia nach Ushguli. Bis Poti geht der Weg an der Schwarzmeerküste entlang, man sieht aber nicht viel, es war auch sehr warm und viel Verkehr. Nach Poti finden wir auf einer Nebenstraße eine schöne Wiese an einem Fluss und machen zum ersten mal in Georgien Mittagspause. Dort essen wir georgisches Brot mit Käse und frisches Gemüse.



Dann fahren wir über Zugdidi weiter Richtung Berge. Nach der Stadt Zugdidi wird der Weg interessant und sehr schön. Wir fahren nicht zu schnell denn wir haben es in Georgien nicht eilig, außerdem gibt es immer wieder Kühe oder Felsbrocken auf der Fahrbahn. Die Bergdörfer sind sehr klein, die Straße führt durch enge Täler an einem Fluss entlang, der an einer Stelle zu einen See aufgestaut wurde. Am Nachmittag haben wir wieder Hunger und nutzen die Gelegenheit um frisches Khachapuri mit Tee in einem kleinen Bergdorf zu probieren. Wir wussten damals schon: es würde nicht unser letztes sein!



Wir fahren noch ein Stück aber es wird spät und bis Ushguli werden wir es heute bestimmt nicht mehr schaffen. An der Straße sehen wir oft Unterkunfts-Angebote, das heißt, dass hier recht viele Touristen vorbei kommen. Nach einem weiteren Stück halten wir in einem Dorf an und fragen einfach an einer Unterkunft was ein Zimmer kosten würde. Es sind einfache Zimmer in den privaten Häusern der Dorfbewohner. Der Preis schien sehr niedrig zu sein, ok wir wussten noch nicht was so die Unterkünfte in Georgien kosten. Wir schieben die Mopeds in die Garage und richten uns im Zimmer ein. Das Haus war fast über dem Fluss gebaut, viel Platz war da nicht zwischen Straße und Fluss. Erst beim Bezahlen stellte sich heraus, dass es ein Missverständnis war, denn sie haben uns den Preis pro Person genannt obwohl wir immer für zwei Personen fragen. Diesen Trick kennen wir schon und fragen manchmal nach, aber auch auf die Nachfrage haben sie uns den halben Preis genannt. Ok wir können nicht so gut Russisch und über Georgien wissen wir noch nicht viel also kann schon mal ein Missverständnis vorkommen, außerdem war auch so der Preis ok, also keine Aufregung.


Ushguli

Am nächsten Tag fahren wir erstmal nach Mestia. Mestia ist die Hauptstadt der Region Swanetien und liegt schon auf 1500m. Auf dem Weg dorthin genießen wir unglaubliches Panorama über die Region Swaneti mit den Bergen des Kaukasus Hauptkammes im Hintergrund. Auch der höchste Berg Georgiens, Shkhara (knapp 5200Hm) kommt immer wieder zum Vorschein. Die Berge sind noch komplett weiß und das macht sie sehr eindrucksvoll. In Mestia angekommen machen wir eine kleine Pause und genießen einen türkischen Kaffee auf einer Terrasse. Viele Touristen sind dort unterwegs, denn Mestia ist ein guter Ausgangsort für viele Bergtouren und andere Aktivitäten. Dort finden wir eine Bäckerei und holen wir uns ein frisch gebackenes georgisches Brot und nochmal Khatchapuri. Wir fahren weiter Richtung Ushguli und außerhalb der Stadt finden wir eine schöne Wiese und machen eine schöne Mittagspause.

Nach der Mittagspause fahren wir weiter, wir sind gespannt auf Ushguli. Etwa 45km sind es noch, aber hier hört der Asphalt auf und der Schotterweg ist an vielen Stellen sehr schlecht, es gibt riesige Pfützen, Matsch und es wird viel gearbeitet wegen Erdrutschen. Die Berge hier sind teils karg, teils noch mit Schnee bedeckt. Der Sommer lässt auf sich warten, auch die Temperaturen sind gesunken. Wir fahren auf sehr brüchigen Berghängen, kein Wunder dass die Straße immer wieder instand gesetzt werden muss. Die Fahrt macht uns Spaß und ist auch nicht ganz so wild, wie erwartet. In ein paar Wochen ist hier alles grün und die Straße trocken. Ushguli ist wirklich nicht groß, als wir ankommen müssen wir uns orientieren, es gibt dort nicht so richtige Straßen, die vielen Türme sehen wie aus einem Märchen aus.



Als wir bei einem Guesthouse nach dem Preis fragen, kommt es uns etwas teuer vor aber wir werden von der jungen Frau mit ihrem Argument "very good dinner" dann doch überzeugt und bleiben zwei Nächte um am nächsten Tag eine Wanderung zum Skhara-Gletscher in der Nähe zu machen. Wir bekommen ein Zimmer und richten uns ein. Aber das Geschehen draußen ist viel interessanter als im Zimmer zu bleiben. Wir beobachten was die Einheimischen so machen. Sie räumen Zeug hin und her, fahren mit dem Ochsenschlitten den Mist raus oder hacken Feuerholz. Es gibt riesige Schneeberge dort wo Schatten der Sonne den Weg versperrt. Die Bewohner bereiten sich langsam auf dem kommenden Sommer vor.



Das Dorf Ushguli ist echt eigenartig, die Aussicht auf die umliegenden schneeweißen Berge, der Shkhara Berg im Hintergrund, die eigenartigen Türme, machen das Bild sehr besonders, kein Wunder dass dieses kleine Dorf so berühmt wurde. Die Krönung war als die Guesthouse Besitzer uns zum Abendessen luden. Ein voller Tisch mit allerlei Leckereien, ein mehrere Gänge Menü mit vielen Leckereien, alles von der netten Familie gekocht und zubereitet. Noch heute erinnern wir uns an dieses leckere Essen und an die sehr nette Familie mit der Susi sich auf Russisch sehr schön unterhalten konnte. Es waren mehrere Generationen anwesend. Die Kinder mussten aber warten bis wir gegessen haben und schauten uns zu, wie wir den leckeren Kuchen fast aufgegessen haben. Da fühlten wir uns fast schuldig.



Mit Turnschuhen auf Schneewanderung

Wir folgen dem Rat der Gastgeberfamilie und machen uns am nächsten Morgen auf dem Weg zum Shkhara Gletscher. Natürlich nicht bevor wir mit einem mehr-Gänge-Frühstück dafür gestärkt wurden. Inzwischen haben sie uns schon einige Einblicke in deren Selbstversorger Alltag gewährt und so konnten wir ziemlich interessante Fakten über das Leben in der Hohen Kaukasus erfahren. Mit unseren Turnschuhen und dem Hund, der uns aufgabelt, wandern wir fast den ganzen Tag. Wir mussten teilweise auf Schneefeldern wandern und Matsch. Kein Wunder, dass unsere Schuhe sofort nass waren. Das Shkhara Bergmassiv ist wirklich beeindruckend.


Irgendwann erreichen wir die Schneegrenze, ab hier geht es nur noch über Schnee und Eis weiter. Wir sehen ein paar Gletscherzungen und riesige Schneefelder aber wir wissen nicht ob das der eigentliche Shkhara Gletscher ist. Die Bergspitzen und Täler sind unglaublich schön. Wir entscheiden uns nicht weiter zu gehen, denn wir sind überhaupt nicht gut aufgerüstet und andere Wanderer haben wir nicht gesehen. Zum Wandern ist es einfach zu früh. Auf dem Weg nach unten teilen wir den Proviant mit dem Hund, der uns den ganzen Weg brav begleitet und beschützt hat. Zurück im Dorf verschwindet der Hund schneller als wir gucken konnten und wir müssen uns unbedingt die Schuhe ausziehen und duschen. Die Wanderung war ganz schön anstrengend. Wir haben zwar das Ziel nicht erreicht aber wir haben einzigartiges Panorama genossen. Ungeduldig erwarten wir das Abendessen nach der heutigen Anstrengung und freuen uns wirklich auf das köstliche Mahl. Morgen soll es wieder runter gehen um andere schöne Orte in Georgien zu erkunden. Am nächsten Morgen bekommen wir zum letzten mal ein leckeres Frühstück und machen uns auf dem Weg nicht bevor wir den Gastgeberfamilie versprechen dass wir wiederkommen werden.


Es geht wieder langsam runter, heute wollen wir bis nach Zugdidi fahren. Von Ushguli könnte man weiter durch die Berge fahren und über den Zagari Pass nach Kutaissi runter fahren, aber die Einheimischen hatten uns bestätigt, dass der Weg noch lange nicht befahrbar sei. Auf dem Weg runter machen wir eine Kaffeepause an einem einfachen Café mit Terrasse direkt über einem wilden Bach. Wir bekommen einen sehr leckeren Türkischen Kaffee, können uns aber auf der Terrasse kaum unterhalten wegen dem Tosen des Baches. Ein Israeli mit seinem Geländewagen hielt an und begrüßte uns weil er die Motorräder gesehen hatte. Er meinte er habe auch eine Einzylinder-BMW zu Hause aber hier macht er Urlaub mit seiner Tochter. Weiter unten machen wir Mittagspause an einem schönen Platz im Wald. Der Weg bis unten war auch dieses mal sehr schön und wir haben ihn genossen. In einer Ortschaft hatten wir schon beim Hochfahren gesehen, dass es da irgendwelche Fladen zu verkaufen gab. Natürlich müssen wir auch diese probieren um das Land wirklich zu erkunden. In der Zwischenzeit kippte mein Motorrad vom Seitenständer auf die rechte Seite, weil ich es nicht richtig abgestellt hatte und so habe ich die erste Beule in den neuen Koffer. Naja, wahrscheinlich hatte es auch Hunger. Zu unserer Überraschung war es kein Fladenbrot sondern eine Art Kuchen mit getrockneten Beeren in typisch georgischer Fladenbrot-Form. In Zugdidi angekommen haben wir ein gutes Hotel mit Hof gefunden und gingen Abends in der Stadt Chatschapuri essen. Dass wir ein Mäuschen im Zimmer hatten erfährt Susi erst in diesem Blog. Nördlich von Zugdidi befindet sich das abtrünnige Gebiet Abchasien, das sich von Georgien abgelöst hat und mit Hilfe Russlands seine Unabhängigkeit bewahrt.

Das nächste Ziel ist Tbilissi, dort haben wir ein Hostel ausfindig gemacht. Wir fahren über Kutaissi und Gori in die Hauptstadt Georgiens. Die Straße war teils sehr schön aber teils auch sehr langweilig. Ein guter Teil der Strecke war Autobahn, aber wir sind froh darüber, dass wir schnell voran kommen. Den Verkehr empfinden wir als gefährlich und uns ist aufgefallen, dass viele Autos ohne Stoßstange rumfahren. Es wird sehr schnell gefahren, knapp überholt und sonst nur gerast, uns machte es teilweise Angst denn die Georgier fahren hundert in den Ortschaften und gehen voll in die Bremsen und hupen, falls sie uns nicht überholen können. Wir versuchen uns ja der örtlichen Fahrweise anzupassen und halten uns nicht wie ein Uhrwerk an die 50km/h, aber bei diesen Straßenverhältnissen mit Menschen, Kühen, Hunden, Hühnern und Kindern am Straßenrand finden wir es einfach verrückt so schnell zu fahren. Kurz vor der Hauptstadt finden wir eine einfache Waschanlage und waschen unsere Motorräder für ein paar Lari, denn wir werden ab jetzt nicht mehr groß Schotter fahren. In der Hauptstadt angekommen, finden wir unser Hostel mit eigenem Hof und nehmen uns ein Zimmer. Wir machen noch einen Spaziergang durch die Stadt, besuchen einen lokalen Markt (Susi hoffte Iran-taugliche Kleidung zu finden) und probieren die ein oder andere Leckerei. Die Stadt ist für uns nicht so spannend, vielleicht werden wir sie mit einen anderen Gelegenheit genauer erkunden aber jetzt zieht es uns nach Süden, nach Armenien.


Von Tbilissi fahren wir los nach Armenien. Wir nehmen den Grenzübergang südlich von der Hauptstadt. Auf dem Weg dort hin passieren wir die Mülldeponie der Stadt Tbilissi, das war kein schöner Anblick. Wir haben ja gar nicht erwartet, dass die Georgier den Umweltschutz sehr ernst nehmen, aber eine Sache war abgefahren zu sehen: die ganzen Stacheldrahtzäune in der Nähe aber auch Kilometer später waren voll mit Plastiktüten, die vom Wind aus der Mülldeponie weg geweht wurden und sich alle in den Stacheldrahtzäunen verfangen haben. Das war übel. Wir leben eindeutig im Plastik-Zeitalter. Die Landschaft nach Süden ist dennoch schön, die Straßen waren aber nicht so gut. Gegen Mittag machen wir Mittagspause auf einer schönen Wiese. Als wir mit Mittagsessen beschäftigt waren, kam ein Auto auf der Nebenstraße, die wir genommen haben um den Pausenplatz zu finden, vorbei. Aus dem Auto stieg ein gar nicht so alter Mann, der aber einen langen weißen Bart hatte und fragte uns woher wir kommen und wohin wir fahren. Er erzählte uns dass er grade von einer Farm kommt, wo sie guten Schnaps brennen und drückte mir eine Flasche in die Hand und wünscht uns weiterhin guter Reise. Die Georgier sind wirklich nett, wir haben das glaube ich schon erwähnt, aber das hier hat uns es nochmal bestätigt, wie freundlich sie Reisende empfangen. Wir fahren weiter und machen einen kurzen Tankstopp. Beim Rausfahren aus der Tankstelle stirbt mir der Motor in einer ungünstigen Lage ab und ich stürze. Sowas passiert immer an Orten, wo es besonders peinlich ist! Keine große Sache für mich, ich hebe es sofort wieder hoch nur jetzt habe ich schon die zweite Beule in den neuen Koffern. Was soll man jetzt machen? Man kann nichts mehr machen. Jetzt passt wieder einer unsrer Lieblingssätze beim Reisen: "Es ist so, wie es ist." Auch der Windschutz ist abgebrochen aber den kann ich wieder befestigen, der ist ja eh nicht optimal und wird irgendwann ersetzt, falls er nicht schon vorher komplett abbricht. Wir fahren bis in die letzte größere Stadt vor der Grenze und suchen uns einen Hotel. Das war gar nicht so einfach, denn die Stadt war irgendwie nicht so schön. In einem Hotel, wo Susi reinging um sich zu erkundigen, war gar kein Hotel sondern einen Bordell (außen stand natürlich Hotel und es befand sich im Zentrum!). Auch die anderen Hotels sahen nicht gut aus. Als wir fast weiterfahren wollten finden wir doch in einem Hinterhof ein ordentliches Guesthouse mit abgesperrtem Hof für unsere Motorräder. Wir gehen doch noch in die Stadt und kaufen uns was zum Essen. Morgen früh soll es nach Armenien gehen.



Armenien

In der Früh machen wir uns auf den Weg Richtung Grenze. Ein Frühstück gibt es in den "offiziellen" Hotels in Georgien nicht. Nur die einfachen Menschen, die Zimmer anbieten denken daran, dass Reisende was essen müssen bevor sie los fahren. Aus dieser Hinsicht vermissen wir die Türkei. An der Georgischen Grenze angekommen geht es relativ schnell. Es ist nicht viel los. Ein bisschen warten, Stempel rein und weiter. An der Armenischen Grenze geht etwas langsamer zur Sache. Wir müssen an mehreren Schaltern vorbei. Bei der Pass Kontrolle ist uns aufgefallen, dass der Beamte Susis Pass besonders lang betrachtete und versuchte unauffällig eine Kollegin zu fragen aus welchen Land dieser Pass sei, weil er es nicht deuten konnte. Diese sagte laut, "Deutschland, is Germany, siehst du nicht!?" Wir tun so als hätten nichts gecheckt. Auch ist uns aufgefallen, dass die Georgischen und Armenischen Beamten, Tastaturen mit Kyrillischen Alphabet haben und sich unheimlich schwer tun unsere Namen einzugeben. Was soll's. Es kann nur länger dauern. Dann müssen die Motorräder temporär importiert werden und anschließend geprüft werden. Wir lasen vorher, dass die Abfertigung bezahlt werden muss, wir haben anscheinend Glück und niemand will Geld von uns. Bei der Gepäckkontrolle wollte anfangs der Beamte alles genau wissen was wir dabei haben aber als wir langsam ein paar Sachen rausgeholt haben war er dann plötzlich nicht mehr interessiert und ließ uns weiterfahren. Gleich an der Grenze können wir eine Versicherung abschließen, die mit ein wenig Verhandeln, viel weniger kostet als andere im Internet berichteten. Als wir endlich fertig sind, fahren wir Richtung Hauptstadt Jerewan. Die Straße ist nicht viel befahren und ist auch nicht sonderlich gut. Nach ein paar Kilometer finden wir einen Pausenplatz und machen eine Mittagspause.



Nach der Pause fahren wir langsam weiter und schauen dass wir so wenige Schlaglöcher mitnehmen, wie möglich. Hinter einer Kurve stand ein Polizist, der mit einem angehaltenen Auto beschäftigt war. Kaum hörte er uns, hielt er uns an. Er verlangte den Führerschein und fragte auch wie schnell war ich. Ich meinte so vielleicht 50. Er meinte "Straf" (Straffe). Warum denn? Hier ist 40 meinte er. In Ortschaften soll 40km/h erlaubt sein und 50 wird nur so toleriert meinte er und außerhalb 70kmh erlaubt und 80 toleriert. Ich sei viel schneller gewesen beharrte er weiterhin. Ich meinte "njet" (nein) das kann nicht sein denn wir müssen den Schlaglöchern ausweichen, die Straßen sind so schlecht hier. Susi kam mir zu Hilfe und er fand es lustig, wie sie Russisch sprach und unterhielt sich weiter mit ihr, woher wir kommen und wohin und warum sie Russisch spricht wenn sie aus Deutschland kommt und ich aus Rumänien nicht. Es sollte anders rum sein. Dann sah er auf Susis Tankrucksack drei Wörter auf armenisch geschrieben, nämlich Hallo, Danke und auf Wiedersehen. Das fand er super lustig und dann war er ganz umgestimmt. Anstatt uns eine Strafe zu geben, wünschte er uns viel Spaß in Armenien und ich musste ihm versprechen Russisch zu lernen.



Wieder ein paar Kilometer weiter, müssen wir anhalten, denn wie es ausschaut, geht es nicht weiter. Einige Autos und LKW stehen dort schon Schlange. Wir wussten noch nicht was los ist. Bevor wir checkten was los ist, kam ein LKW Fahrer zu uns und meinte dass er uns an der Grenze schon gesehen hat und klärte uns dass hier wegen eines Protests die Straße für einige Stunden blockiert ist. Dann meinte er, dass wir Touristen sind und mit der Sache nicht zu tun haben und er will uns helfen vorbeizukommen. Er war so nett und organisierte tatsächlich, dass ein paar Autos umgeparkt wurden und wir vorbeikommen. Auf dem Hauptplatz war noch nichts los und so konnten wir fast ungehindert an der Straßensperrungen vorbei. In Armenien waren grade Präsidentschaftswahlen, in vielen Städten kam es zu Krawallen und in der Hauptstadt gab's Massendemonstrationen.



Diesmal ist es nicht der Osten, sondern der Süden, der uns wie ein Magnet anzieht. Wir sind tatsächlich im letzten Land vor dem Iran. Wir wissen nicht genau warum, aber es war ein Sehnsuchtsort für uns. Irgendwo auf halber Strecke finden wir ein Guesthouse und feiern endlich unsere Premiere in "Motorrad-im-Restaurant-parken". So oft hatten wir das in anderen Reiseberichten gesehen und nun selbst erlebt. Wir haben ja bei unserer Ankunft gefragt, ob es die Möglichkeit gibt, die Motorräder in einer Garage zu parken. Es hieß, nein aber hier im Hof ist kein Problem, wir sollen aber das ganze Gepäck ins Zimmer mitnehmen. Sie haben sich anscheinend doch Gedanken darüber gemacht und gleich Platz im den Restaurant gemacht. Auf die Frage nach dem Internet wurden wir allerdings ausgelacht mit einem müden Lächeln - "Zdes Armenia!" (Hier ist Armenien!). Nun gut, immerhin sind die Motorräder sicher. Ich überlege nun was ich mit meiner Wodka Flasche aus Georgien machen sollte. In den Iran schmuggeln und in Gold umtauschen oder auf das Gold und den Ärger verzichten und gleich hier verschenken. Da der Besitzer so nett war, kriegt er nun das Kristallgold. Auf der Suche nach etwas essbarem landen wir in einem Supermarkt mit einer Bäckerei, cooler als alle, die wir bis jetzt gesehen haben. Die Bäcker lehnen sich tief in die armenischen Öfen, sodass man sich Sorgen machen muss, dass sie nicht reinfallen. Sie machen das aber so gekonnt und auch bewusst cool, dass das sicher nicht passiert. Die Kunden kommen an den Ofen, zeigen auf die Brote, die sie wollen, und bekommen diese dann vom Bäcker rausgefischt. Im Hintergrund sieht man die anderen Bäcker fleißig Teig kneten und an der Verkaufstheke gibt es alle möglichen Leckereien. Außerdem gibt es gemütliche Tische, an denen man das gekaufte essen kann. So lässt es sich doch gut auf Internet verzichten. Wir schlagen uns die Bäuche voll und decken uns mit Brot ein. So eine Show-Bäckerei würde die etablierten Großbäckereien in Deutschland wohl in den Ruin treiben.



Am nächsten Tag bietet sich uns ein Anblick, den wir sehnlichst erwartet haben: Der Ararat. So ein sagenumwobener Berg. Einfach imposant, wie er die umliegende Ebene überragt und sich aus fast allen Seiten bewundern lässt. Selbst im Rückspiegel lässt uns sein Anblick kaum los. Wir ziehen aber vorbei am Ararat, und auch vorbei an Jerewan. Die Gegend um Jerewan war flach, heiß und mit viel Verkehr. Um die Stadt zu besuchen bräuchten wir mehr Zeit und wir wollen unbedingt am ersten Mai in den Iran einreisen, denn das ist das absolute Highlight für uns. Also weiterfahren. Da wir die Hauptstadt westlich umfahren haben, sind wir sehr nah and der Türkischen Grenze entlang gefahren. Das merkt man nicht unbedingt. Armenien und die Türkei haben keinen offenen Grenzübergang.



Später fahren wir entlang der Grenze zu Nachitschewan und da sieht man deutliche Spuren vom Krieg. Überall Militärgebiet und Militärfestungen. Aber auch die Landschaft ändert sich und wir fahren hoch in die Berge. Bis zu der Iranischen Grenze überqueren wir mehrere Pässe von über 2000m. Nur noch eine Nacht vor der Einreise in den Iran! Und die hat es in sich... Wir wollen euch nicht vom Wildzelten in Armenien abraten, aber: Seid vorsichtig. Wir waren schon ziemlich weit südlich, wo die Grenze zur autonomen Republik Nachitschewan ganz nah zur Straße verläuft. Abends scheint hier in den Bergen alles friedlich zu sein: Auf einet Passstraße finden wir eine Wiese auf einem Hügel, nicht von der Straße einsehbar. Ich sehe vor dem Zeltaufbau etwas metallisches aus dem Boden ragen und sage Susi, sie soll aufpassen, wo sie hintritt nicht dass sie stolpert, denn da ist was im Boden. In der Nacht schläft sie seelenruhig beim Quietschen der Bremsen von den LKW die sich auf den Serpentinen hoch und runter quälen, ein. Das kann ich nicht, denn das Bremsen-Quietschen wird immer wieder von Koyoten-Geheul unterbrochen. Sehr beeindruckend, das habe ich noch nie erlebt. Das sage ich ihr natürlich erst am nächsten Tag. Wir trinken unseren Morgenkaffee, frühstücken und kaum ist die erste Kurve gefahren sehen wir ein Warnschild: Achtung, vermintes Gebiet. Oh oh.. da rutscht mir das Herz in die Hose bei dem Gedanken an das metallische Ding neben unserem Zelt, worüber ich gestolpert bin. Zusätzlich wächst die Aufregung vor der iranischen Grenze: Es ist die erste, an der wir das Carnet de Passage benötigen werden und wo ein Visum nötig ist.



Die letzte Stadt vor der Grenze ist Meghri. Hier fallen uns zwei Dinge besonders auf - naja eins ist uns schon die ganze Zeit aufgefallen: Die extreme Armut lässt die Armenier sehr kreativ werden. So entstehen Zäune aus alten Autotüren oder aufgeschnittenen Ölfässer. Alle Autos fahren mit Methan Gas. Sogar LKW werden umgerüstet auf Gas. Die nötige Infrastruktur kommt natürlich aus Russland. Die uralten Stadtbusse, die mit vielen Gasflaschen oben drauf fahren sind ein besonderer Anblick. Die Armut lässt sich wahrscheinlich zu einem großen Teil auf die Isolation des Landes zurückführen. Mit Aserbaidschan sind sie im Krieg, auf die Türkei auch nicht gerade gut zu sprechen und die beiden anderen Nachbarn - Georgien und Iran - sind nicht die besten Kunden. Etwas Handel läuft auch mit Russland über Georgien.



Das andere was uns auffiel ist, dass in der Stadt extrem viel Kaffee in Bohnenform oder gemahlen angeboten wird, obwohl wir bis jetzt in Armenien nur diese Nes-Instand-Brühe bekommen haben. Wir sollten erst auf der Rückreise vom Iran erfahren, warum: Im Iran ist Kaffee sehr rar und wird deshalb in der Grenzstadt viel gesucht (genau wie Casinos und Bordelle). Auch gibt es in der Grenznähe sehr viel Spritschmuggel. Jeder Parkplatz ist komplett mit Sprit verschmiert und überall stehen Öl-Fässer und Spritkanister rum. Tatsächlich bot sich im Rückspiegel ein eher trister Anblick der Stadt: Plattenbauten, Industrie, Verfall und irgendwie Trostlosigkeit.



Aber uns sind auch positive Dinge aufgefallen, wir haben überall viele Bienenstöcke gesehen und weil mein Vater ebenfalls Imker ist, habe ich für ihn viele Bilder gemacht. Auch hat uns die Landschaft im Süden Armeniens sehr gut gefallen, sehr hohe Berge, sehr grün, kaum Verkehr. Auf einer der vielen Passstraßen nahmen wir eine Tunnelumfahrung und die Aussicht von da oben über den Kaukasus war gigantisch. Hier werden wir bestimmt noch mal kommen denn Armenien hat bestimmt mehr zu bieten.



Der letzte Pass vor der Grenze ist 2500m hoch. Dort oben treffen wir die zwei Holländer, die wir in Serbien und der Türkei schon mal getroffen haben. Sie sagten uns dass sie grade aus Iran raus gekommen sind und dass sie es nach vier Tagen nicht mehr aushalten konnten, so schlimm war es für sie dort. Ok werden wir es sehen. Einige Kilometer weiter hielt ein Auto mit zwei Iranern, die uns viel Spaß in den Iran und freuten sich über unsere Besuch. Wir eifern dem Süden entgegen: Dort sahen wir, wie die Berge, die sich vor uns entfalten immer karger werden und auch die Temperatur wurde wärmer. Gleich fahren wir am Grenzzaun entlang. Im Grenzort kaufen wir uns was zum Essen falls es lang dauert, dass wir was dabei haben und nicht umkippen. Wir sehen schon drüber, es sieht alles karg aus aber es immer noch bergig. Wir sind sehr gespannt. Jetzt fühlen wir uns so richtig in der Ferne. An der Armenische Grenze werden unsere Daten in einen Heft eingetragen und anschließend kriegen wir die Ausreisestempel und dürfen weiterfahren. Es war wieder nichts los. Wie es weiter in den Iran geht, seht ihr im nächsten Beitrag.



Vielen Dank fürs Vorbeischauen.


Falls dir unser Beitrag gefallen hat, dann kannst du ihn gerne liken oder auf den Sozialen Medien teilen und kommentieren, damit unterstützt du uns sehr.


Falls du Fragen an uns hast, dann kannst du uns einfach über das Kontakt Formular anschreiben.


Wenn du über die nächsten Beiträge informiert werden möchtest, klicke einfach hier:




0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page