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AutorenbildSamuel

#11 Fazit

Aktualisiert: 27. Aug. 2023

Ist die Reise "gescheitert?

Die Reise, die wir machen wollten, haben wir nicht geschafft. Sind wir aber deswegen gescheitert? Ist unsere Reise gescheitert? Fühlen wir uns, als hätten wir versagt? Das wir einen Unfall schon drei Wochen nach dem Sart hatten, war tatsächlich ein schwerer Schlag. Im ersten Moment war für uns die Welt zusammengebrochen und die Reise klar beendet. Aber schon nach kurzer Zeit keimte in uns Hoffnung, dass es doch irgendwie weitergehen wird und wir noch die restliche Zeit und die Visa nutzen können. Dass wir die Reise, so zu sagen "fortgeführt" haben und wir es mit den Motorrädern wieder Nachhause geschafft haben, ist für uns der Beweis, dass wir nicht gescheitert sind. Außerdem ist unsere Geschichte und die Erlebnisse, ja auch wegen dem Unfall, unglaublich und einzigartig.



Was ist passiert?

Wir waren gerade mal vor drei Wochen aus Deutschland los gefahren, um eine lange Reise durch Zentralasien zu machen. Wir wollten Ländern wie der Iran, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgistan, die Mongolei und Russland in unserem 6-monatigen Sabbatical besuchen. Als wir eben in einem unserer Highlights, dem Iran, waren, sind wir mitten im Stadtverkehr und auch noch selbstverschuldet zusammenstoßen. Beim darauffolgenden Sturz brach ich mir das Bein und ich wurde gleich vor Ort am nächsten Tag operiert. Danach wurden wir von einer fremden iranischen Familie bei sich Zuhause aufgenommen und somit bestens versorgt. Nach einiger Zeit flogen wir zurück nach Deutschland, ohne Motorräder. Der Unfall bedeutete erstmal das Ende der Reise. Drei ein halb Monate konnte ich nicht laufen. Erst nachdem ich wieder laufen konnte, sind wir zurück in den Iran geflogen und haben die Reise mit den Motorrädern auf dem Weg Nachhause quasi fort geführt. Falls ihr noch nichts über unseren Unfall wisst, dann lest bitte unsere Beiträge über den Iran (#04...und dann passierte es, #05 Iran-Beinbruch-OP-und jetzt? und #06 Wir geben nicht auf!) oder schaut unsere Videos dazu an.



Was ist wenn was passiert?

Habt ihr keine Angst dass was passiert? Motorradfahren ist doch sehr gefährlich, was ist wenn...? Diese Fragen und viele andere diese Art haben wir oft vor der Reise gestellt bekommen. Ja, was soll denn passieren oder was soll man machen wenn mal was passiert? Ich finde solche Fragen etwas sinnlos und auch nicht wirklich ehrlich. Ja, wenn was passiert muss man erst mal schauen was passiert ist, dann kann man dementsprechend reagieren und so weiter. Uns ist eben was passiert auf der Reise. Wir hatten einen Unfall. Was haben wir nach dem er passiert ist, gemacht? Eben das, was jeder machen würde, wir haben Hilfe organisiert und wurden best möglichst versorgt. Das was passieren könnte ist uns klar und war uns schon vor dem Unfall bewusst. Klar war uns aber auch, dass man sich nicht gegen alles absichern kann und auch wir sind nicht gegen schlimme Ereignisse gefeilt. Wie bereits in unserer Reisephilosophie beschrieben, sind wir nicht besonders ängstlich aber auch nicht verrückt. Wir sind nicht auf der Suche nach irgendeinem Kick, wir vermeiden Stress und provozieren nicht. Dass wir durch eine iranische Stadt gefahren sind, war absolut nichts außergewöhnliches. Der gleiche Unfall hätte uns bei der letzten Kreuzung 100m vor unserem Zuhause passieren können oder eben im Iran auf einer lange Reise. Das wichtigste ist aber, dass keiner von uns dabei gestorben ist, dass wir nach wie vor gesund sind und dass die Welt wegen unserem Unfall nicht untergegangen ist. Warum ich meine dass solche Fragen nicht wirklich ehrlich sind? Weil es vorgekommen ist dass wir von unseren vielen Reiseerlebnissen erzählt haben, auch über den Unfall und doch kam irgendwann die Frage: Und habt ihr keine Angst gehabt dass was passieren könnte? Viele fokussieren sich eben nur auf das negative und manchmal kommt die Frage nur als Floskel. In der Frage steckt oft wenig ehrliches Interesse.




Höhepunkte der Reise

Höhepunkte auf unserer Reise waren, dass wir zum ersten Mal auf einem neuen Kontinent waren, und Länder mit verschiedenen Sprachen, Schriften und Kulturen kennenlernen durften. Natürlich gibt es viel Vielfalt auch in Europa, aber so weit weg fühlt es sich besonders aufregend und exotisch an. Ein besonderes Highlight war natürlich der Iran - vor und nach dem Unfall. Die Landschaft, die Menschen, die Kultur, das Essen - es ist einfach Faszination pur ein so untouristisches Land bereisen zu dürfen. Und die Krönung diesen Landes ist die Gastfreundschaft, die wir nach dem Unfall in ungeahntem Ausmaß erlebten.


Schwierigkeiten und Herausforderungen

Schwierigkeiten bereiteten uns anfangs die ein oder andere Magenverstimmung, die sehr langen Einreiseprozeduren, Strafen, der Verhör an der russischen Grenze, Stress mit der Registrierung in Russland, Proteste gegen die politische Führung oder Sanktionen in Armenien oder das noch sehr kühle Klima in den Bergen. Die einzig "echte" Schwierigkeit war aber der Unfall. Der hat uns physisch, psychisch, motivational und in unserer Beziehung umgehauen. Es ist eine enorme Herausforderung damit zurechtzukommen, dass man sich gerade selbst den Traum der Mongoleireise mit einem blöden Auffahrunfall zerstört hat.



Neue Freundschaften oder Beziehungen

Wir haben so viele Menschen durch den Unfall kennengelernt und wurden quasi in die Familie adoptiert. Mr. Shirazi und seine Familie, die vielen Pfleger, der Orthopäde, Ayoub (Mr. Shirazis Freund aus Deutschland), Milad (dessen Neffe, mit dem wir den Road Trip durch den Iran gemacht haben) und viele andere hätten wir ansonsten nie kennengelernt. Wir durften die Iranische Kultur so authentisch und nahe erleben, wie das ein "normaler Tourist" wahrscheinlich nie könnte. Und auch dass wir auf der Reise im nächsten Jahr (2019) zwei sehr gute Freunde (Oliver und Stefan) dazugewinnen durften, liegt indirekt an dem Unfall.



Finanzen

Uns haben viele Fragen zu diesem Thema erreicht, von unterschiedlichen Menschen, von Freunden, Kollegen oder anderen Motorradfahrern, die eine ähnliche Reise planen aber auch von Leuten die keine Reise vorhaben und einfach nur aus Neugier wissen wollen, was wir auf Reisen ausgeben. Wir haben natürlich auch viel dazu recherchiert aber ziemlich bald gemerkt, dass es schwierig ist ein Anhaltspunkt zu finden. Mit wie viel soll ich pro Monat rechnen? Was hat der eine oder der andere, der irgendwohin gefahren ist, ausgegeben? Das was andere Reisende zum Thema Kosten und Ausgaben berichten, kann man nicht auf Teufel komm raus, auf das eigene Vorhaben übertragen. Es gibt zu viele Unterschiede und Variablen. Dieser Punkt wird bei jedem anders aussehen, weil jeder einen anderen Reisestil, Route, Zeitraum, Gewohnheiten und sonstige laufende Kosten hat.



Wir können euch aber zeigen, wie viel wir zu zweit 2018 für die Reise in bis in den Iran und zurück ausgegeben haben. Insgesamt haben wir 2.334,74€ in den 60 Tagen, die wir unterwegs waren, ausgegeben. Das sind also 38,91€ Pro Tag für beide. Die größten Kostenpunkte waren Sprit und Unterkunft. Wir haben im Schnitt 13,48€ pro Tag für Benzin und 13,27€ für Unterkünfte ausgegeben. Für Essen haben wir täglich 6,57€ ausgegeben (Wir haben oft selbst gekocht, manchmal in einfachen Lokalen gegessen) und wenn man Versicherung und Strafen aufteilt, waren das 3,09€ pro Person. Die fast 73€ Strafe, weil wir keine Versicherung in Georgien hatten, war hier der größte Geldfresser - also auch hier kann man noch sparen.

1,92€ haben wir im Schnitt täglich für "Sonstiges", also Souvenirs, Kleidung oder Eintrittsgeld ausgegeben.


In diesen Kosten sind die laufenden Fixkosten, die wir Zuhause haben, für die Miete, Versicherungen, Garage, natürlich nicht drin. Es geht hier nur um das Geld, das wir unterwegs ausgegeben haben. Auch sind hier die Kosten für die Ausrüstung und andere Gegenstände, die wir für die Vorbereitungen gekauft haben, nicht drin. Da wären die Koffer, Taschen, Motorradhosen, Helm, Kofferträger, Motorschutz und Sturzbügel, grob gesagt dabei. Diese Kosten zählen wir nicht zu den Reisekosten mit. Die Sachen haben wir zwar für die Reise gekauft, die haben wir aber nach der Reise noch und sie werden für zukünftige Reisen weiterverwendet.

Es gibt dennoch Kosten, die vor der Reise angefallen sind, die wir aber zu der Reisekosten separat dazuzählen und zwar die Kosten für die ganzen Visa Anträge, die Vermittlungsgebühren der Visaagentur, die Portokosten, die Kosten für die Erneuerung der Reisepässe, die Ausland Krankenversicherung, internationaler Führerschein und die Gebühren für das Carnet de Passage sowie die Kaution, die man beim ADAC hinterlegen muss.

Die Kosten fur die 7x Visa Anträge und sonstige Gebühren in meinem Fall waren 650€ für Susi waren 5x Visa nötig, also 480€, 2x Krankenversicherung 360€, 2x internationaler Führerschein 33€, 2x Bearbeitungsgebühren für das Carnet de Passage 420€ und 2x Kaution beim ADAC in Wert von 3000€. Ich erwähne es nochmal, diese Kosten sind sehr individuell und können sich stark von Person, Zielland, Herkunft und wegen sonstigen Gründen massiv unterscheiden. Als Beispiel habe ich aufgrund meiner Staatsangehörigkeit in 2018 für 7 Länder ein Visum gebraucht und ein Jahr später habe ich für die selbe Route wegen Visaerleichterungen nur noch 6 benötigt. Auch die Beantragung hat sich 2019 vereinfacht und ich konnte von unterwegs 3 davon elektronisch beantragen. Die Einreisebestimmungen ändern sich ständig deswegen muss man immer die neuesten Bestimmungen recherchieren und sich nicht auf das verlassen, was für uns in 2018 galt.



Wo hätte man hier Kosten sparen können?

Wenn man ein begrenztes Budget hat, kann man beispielsweise mehr zelten und öfter selbst kochen. Da ist wohl das größte Sparpotential, wenn man weniger ausgeben möchte. Bei uns war es ein Mix aus einfachen Hotels, Campingplätzen, Wildzelten und Übernachtungen bei Locals. Ein großer Punkt ist auch das Verhandeln. In den meisten Ländern, in denen wir unterwegs waren, gehört es zur Kultur dazu und wir haben wirklich fast immer einen Rabatt erhalten. Natürlich sollte man hier nicht übertreiben, aber die Möglichkeit nutzen. Strafen zu vermeiden ist sicher auch eine gute Strategie :). Wir hätten auch nur mit einem Motorrad fahren können (zu zweit auf einer Terra wären wir allerdings nicht gestartet und ein größeres Motorrad hätte wiederum mehr verbraucht), wo das Einsparpotential allerdings ziemlich begrenzt ist. Verschleißteile und Öl unterwegs zu kaufen war die richtige Entscheidung, weil man sich so Versandkosten und Warterei spart. Natürlich ist es hier am günstigsten, wenn viel selbst erledigen kann und nicht auf Werkstätten angewiesen ist.

Beim ganzen Papierkram gibt es natürlich auch großes Sparpotential indem man die Visa Anträge selbst erledigt und hinschickt, man selbst noch sehr jung ist und eine günstige Versicherung wählen kann und natürlich in dem man eine Reiseroute wählt, wo das Carnet de Passage nicht benötigt wird. Das Carnet de Passage braucht man auch nicht überall, dass allein macht ein Riesen Unterschied in der Reisekasse.

Ein nicht zu unterschätzender Punkt wäre dann noch die Kreditkarte. Wir haben die "normalen" von der Sparkasse genommen, aber es gibt bestimmt andere, bei denen man keine Gebühr beim Abheben zahlt, bzw. wo der Wechselkurs besser ist oder man sonstige Vorteile hat. Es ist nämlich am besten, in der Landeswährung zu zahlen.

An der Auslandskrankenversicherung würden wir nicht sparen, auch wenn sie nicht für alle Länder obligatorisch ist. Die hat nämlich einen großen Teil der Kosten nach dem Unfall übernommen.

Es ist natürlich nicht das Ziel, so billig wie möglich zu reisen, aber diese Kleinigkeiten helfen einem, länger unterwegs zu sein. Man sollte sich nicht von einer x-beliebigen Summe abschrecken lassen, denn die Reisekosten hängen nun mal vom Reisestil ab.


Woher so viel Freizeit?

Das ist natürlich eine berechtigte Frage, wie haben wir es gemacht mit unseren Arbeitgeber? Wir haben ein Sabbatical vereinbart, ja das ist alles. Ob es bei euch geht, wissen wir nicht, was für euch am besten wäre, wissen wir auch nicht, das müsst ihr für euch selbst einschätzen. Es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten, wie eine Pause wegen Jobwechsel, unbezahlter Urlaub, Work and Travel, Rente, unterwegs arbeiten und so die Reise finanzieren, einfach kündigen und Sponsoren suchen oder eben Sabbatical wie in unseren Fall, wichtig ist dass ihr es wagt und euch genug Zeit organisiert. Wie es bei uns abgelaufen ist, haben wir detailliert in unseren Beitrag: #1 Wie alles angefangen hat. geschrieben.


Was haben wir Persönlich daraus gelernt?

  • Gelassenheit Man reagiert viel gelassener auf Stresssituationen, weil man so viele Erfahrungen damit sammelt. Vor allem Grenzübergänge sind eine sehr gute Gelassenheitsübung. Man muss viel Zeit mitnehmen, wird häufig befragt und muss Formulare in anderen Sprachen ausfüllen. Auch Polizeikontrollen lösen anfangs noch viel Stress aus. Nach ein paar Tagen kann man aber darüber schon lachen. So ging es uns nach unseren Registrierungsproblemen in Russland. Oder in Ankara, nachdem die Saudis mein Motorrad umgefahren haben. Auch wenn man mal an einem Abend keinen Schlafplatz findet oder mal hungrig weiter fahren muss, sieht alles im Nachhinein viel weniger dramatisch aus.

  • Vertrauen Die Menschen sind gut und wollen einem helfen. Das führ dazu, dass man ein natürliches Grundvertrauen zu den Menschen aufbaut. Es ist ja bewiesen dass Menschen von Natur aus sozial sind und eher bereit sind, anderen zu helfen. In vielen Kulturen ist Gastfreundschaft ein wichtiger Wert, und die Menschen sind oft stolz darauf, Besuchern zu helfen und ihnen eine gute Erfahrung zu ermöglichen. Wir wurden so oft von Fremden beschenkt und eingeladen und sehr viel geholfen. Natürlich gibt es überall Ausnahmen aber grundsätzlich sind die Menschen gut, das wird man auf jeden Fall auf eine lange Reise lernen.

  • Flexibilität Man muss aufgrund aller möglichen Faktoren immer wieder seinen Plan ändern: Wetter, Visa, politische Situation, Unruhen, Krieg, Grenzschließungen, Reiseeinschränkungen, zu hohe Kosten, Straßenverhältnisse oder sogar Unfälle zwingen uns oft dazu, unsere Pläne über den Haufen zu schmeißen und neu zu schmieden. Man hat kein andere Wahl denn Planung Sicherheit gibt es nicht mehr sobald man sein gewöhnlichen Umfeld verlässt. Man wird definitiv flexibler!

  • Dankbarkeit Unterwegs lernt man Freude und Dankbarkeit zu üben für Kleinigkeiten oder andere Dinge die man in Alltag bis jetzt als Selbstverständlich gesehen hat. Eine Flasche kaltes Wasser an über 40° heißen Tage, ein bisschen Schatten in der Wüste, ein heißen Tee oder ein heißen Borsch an einen kalten Tag durch Sibirien oder einen Kaffee am Morgen nach zwei Kaffeefreien Monate, sehr zu schätzen. Viele Dinge nehmen wir in unseren Alltag gar nicht mehr wahr, dass wir immer leckeres Essen und was zum Trinken in unsere Reichweite haben, dass wir bei heißen und bei kalten Tage immer ein Dach über dem Kopf haben und vor allem das Bauch immer voll ist, das alles sehen wir als selbstverständlich. Auf reisen ist es aber nicht so. Oft wacht man am Morgen auf und man weißt nicht wo man ein Kaffee her kriegt. In unseren Alltag undenkbar. Man würde gleich die Krise bekommen wenn die Kaffeemaschine gleich am Morgen streiken würde, oder man sein Leberkässemmel nicht kriegen würde oder das Duschwasser Kalt sein würde oder ein Feierabendbier nicht zu finden sein würde. All das ist auf eine Reise nicht selbstverständlich und dass macht was mit einem. Wenn man so lange minimalistisch unterwegs ist, macht es einen grundsätzlich zu einer zufriedeneren Person. Man merkt dann erst wie wenig man braucht um glücklich zu sein.

  • Erwartungen Eine Reise mit einem Unfall trägt dazu bei, die Bedeutung von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu verstehen. Man kann lernen, wie man sich schnell an veränderte Umstände anpasst und wie man trotz Widrigkeiten das Beste aus einer Situation macht. Wenn man zu hohe Erwartungen hat dann wird man immer wieder enttäuscht sein dass es wieder das oder jenes nicht geklappt hat.

  • Wertschätzung Ein Unfall lehrt einen, das Leben und die Gesundheit mehr zu schätzen und nicht mehr als selbstverständlich zu sehen. Man kann lernen, wie man dankbarer und demütiger wird und wie man sich bewusster über das eigene Leben und die eigenen Entscheidungen wird.

  • Unterstützung Man versteht die Wichtigkeit von Unterstützung und Gemeinschaft besser. Man lernt, wie man Unterstützung von Freunden, Familie, anderen Reisenden oder sogar Fremden annimmt und wie man anderen in schwierigen Situationen helfen kann.

  • Kulturelle Unterschiede, die Welt ist verschieden und komplex, die Menschen unterscheiden sich nicht nur in ihren Aussehen, Sprache und Nationalität, sondern auch in ihren Kultur, Tradition, Religion, soziales Umfeld, Lebensweise und Geografische Gegebenheiten. Allein die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern und sogar innerhalb eines Landes können enorm sein. Kultur beinhaltet Werte, Normen, Sprache, Musik, Kunst, Essen, Kleidung, Religion und viele andere Aspekte des täglichen Lebens. Diese Unterschiede können dazu führen, dass Menschen aus verschiedenen Ländern oder Kulturen in bestimmten Situationen anders denken, handeln und fühlen. Wir betonen aber, dass es trotz dieser Unterschiede viele Gemeinsamkeiten und universelle Werte gibt, die alle Menschen teilen. Das alles lernt man auf eine lange Reise, vieles versteht man nicht oder man findet es gar nicht gut wie die Menschen hier oder dort denken oder handeln, aber damit muss man leben, Menschen sind nun mal verschieden, dafür kann man sich aber für die positiven kulturellen Unterschiede freuen und dankbar sein, wie z.B. die Gastfreundschaft.

  • Kommunikation Man ist so oft in der Situation, dass man die lokale Sprache nicht beherrscht und sich mit Händen und Füßen unterhalten muss. Man entwickelt fast eine eigene, universelle Gebärdensprache. Damit ist man fähig überall auf der Welt kleine Unterhaltungen zu führen. Nebenbei bemerkt: Wenn ihr ein paar Wörter, wie Hallo, Danke und Tschüss auf einer Sprache lernt, werden euch die Menschen dort sehr schätzen und sich mehr Mühe geben, euch zu verstehen. Uns haben drei gelernte Wörter auf armenisch von eine Strafe gerettet. Also es lohnt sich die Mühe. Allerdings, wenn man die lokale Sprache "zu gut" kann, dann kann es vorkommen dass jeder Begegnung mit Einheimische zu elend lange "Verhöre" werden. Klar sind die Menschen neugierig und das ist auch nicht schlimm. Aber meistens wird man mit die gleiche Fragen bombardiert, manchmal auch persönliche oder unangenehme Fragen. Selbst fällt einen nicht ein, was soll ich jetzt den Tankwart oder den LKW Fahrer fragen? Auch bei korrupten Polizisten sollte man nicht gleich preisgeben dass man die Sprache gut kann. Die sollen sich etwas mehr bemühen für das Geld was sie verlangen. So verkürzt sich das Gespräch auf drei Fragen, woher kommt ihr, wohin fahrt ihr und was kosten die Motorräder?



Reiseplanung und Organisation:

Wie gut haben wir geplant? Was haben wir daraus gelernt und was könnte man zukünftig besser machen.

  • Vorbereitung ist natürlich wichtig. Ja, wir haben uns über alle möglichen Themen schlau gemacht, eine Versicherung abgeschlossen, die Motorräder waren top gewartet und wir hatten Motorradklamotten und Helme an. Man muss sich aber bewusst sein, dass alle Vorbereitung einem nicht 100%-ige Sicherheit bieten kann. Allerdings helfen einem diese Dinge, falls was passiert, dass es nicht so schlimm verläuft bzw. dass man alles schneller regeln kann. Auch die Sonstige Organisation, wie Visa und Zeitplanung waren sinnvoll und flexibel genug für so eine Reise. Wir haben die Aufenthalte pro Land wochenweise in einen Kalender eingetragen und hatten so einen guten Überblick für die Visa-Beantragung.

  • Sicherheit. Wie gesagt, es gibt keine absolute Sicherheit. Das einzige, was man selbst dazu beitragen kann, ist ein vorsichtiger, vorausschauender Fahrstil (Am besten fährt man immer so, als ob die andern einen nicht sehen würden), versetztes Fahren mit genug Abstand (seeeehr wichtig, wie wir lernen mussten!) und etwas Wetternavigation um nicht bei heftigen Unwettern eine abgelegene Strecke in den Bergen anzutreten.

  • Für die nächste Reise haben wir genauso geplant und uns vorbereitet, wie für diese. Der größte Unterschied war, dass Susi nun ein besseres Handy hatte, auf dem wir unsere Lieblings-Apps, wie maps.me, I-Overlander und Google Übersetzer nutzen konnten und wir in fast jenem Land eine SIM Karte gekauft haben, um Internet nutzen zu können. Und eine bessere Kamera haben wir uns angeschafft, weshalb es 2019 dann mehr Aufnahmen, auch von mir, gab.



Was empfehlen wir euch?

Empfehlen wir euch so eine Reise zu machen? Wenn das euer Wunsch ist, auf jeden Fall. Denn man sollte Herzenswünsche und Träume nicht auf später verschieben. Später kann sich die Weltlage ändern, die persönliche Situation oder die Gesundheit. Wir selbst haben die Reise ja auch ein zweites mal probiert und würden auch sofort wieder los (und ja - seit dem sind wir ganz schlimm mit dem Reisevirus infiziert - nicht mal Nachwuchs hilft dagegen).

Wenn ihr also so eine Reise machen wollt, empfehlen wir euch, wie folgt vorzugehen:

1. Setzt euch ein Ziel, einen Termin, wann ihr losfahren wollt

2. Organisiert euch Zeit. Entweder ein Sabbatical über den Arbeitgeber, unbezahlter Urlaub, Kündigung oder was zu eurer aktuellen persönlichen Situation am besten passt.

3. Spart euer Budget an. Wenn euer aktuelles Einkommen dafür nicht reicht, müsst ihr entweder weniger ausgeben oder ein Nebeneinkommen, wie einen Minijob oder sonstiges aufnehmen.

4. Kümmert euch um Dokumente. Ein Reisepass und einige Visa, die man nur von zu Hause beantragen kann solltet ihr vorher erledigen, um Stress zu vermeiden.

5. Motorrad und Ausrüstung. Nein - ihr braucht kein neues Motorrad oder die beste Ausrüstung (könnt ihr euch natürlich besorgen, wenn ihr wollt). Schaut, dass ihr das nötigste für eine Reise (z.B. Motorschutz, Taschen, etc.) früh genug kauft, um es auf einer Probetour zu probieren. Bei begrenztem Budget hilft es, sich die Dinge gebraucht über Ebay Kleinanzeigen zu holen.

6. GENIESST jeden Moment auf der Reise - sie geht viel zu schnell vorbei =)



Was wäre wenn

die Reise doch geklappt hätte? Wenn der Unfall nicht passiert wäre? Wenn wir den Iran ohne Probleme besucht hätten? Wenn wir es bis in die Mongolei und heile wieder nachhause geschafft hätten? Das sind spannenden Fragen, nicht wahr? Das wäre natürlich wunderbar gewesen. Wir hätten möglicherweise ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickelt und uns mutig vor mehr Herausforderungen gestellt. Wir hätten auch die Freiheit und das Abenteuer erlebt, die mit einer langen Reise verbunden sind, was unsere Leben definitiv und nachhaltig auf positive Weise hätte beeinflussen können. Eine unglaubliche Erfahrung, nicht wahr? Aber vielleicht wären wir danach zufrieden gewesen mit dieser einen großen Reise, weil wir unseren Traum erfühlt haben? Oder vielleicht hätte sich unser Appetit noch mehr vergrößert und wir wären direkt auf eine Weltreise gestartet? Was wäre, wenn der Unfall passiert wäre, aber ich keine schwerwiegenden Verletzungen erlitten hätte? In diesem Fall hätte ich möglicherweise das Gefühl, dass ich mit Glück davon gekommen bin und wäre möglicherweise vorsichtiger geworden. Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, aus meinen Fehlern zu lernen und unsere Fahrweise zu verbessern. Was wäre, wenn der Unfall passiert wäre und und ich oder Susi schwerwiegende Verletzungen erlitten hätten, die unser Leben für immer verändert hätten? In diesem Fall hätten wir möglicherweise Schwierigkeiten, uns an unsere neue Realität anzupassen und könnten eine lange Phase der Trauer und der Anpassung durchmachen müssen. Aber es könnte auch zu einer tiefgreifenden Veränderung in unseren Denken und unseren Perspektive kommen, die unsere Leben auf eine neue und positive Weise beeinflussen könnte. Wir könnten eine neue Bedeutung im Leben finden und uns auf Dinge konzentrieren, die uns wirklich wichtig sind.



Diese Art von Fragen stellen eine interessante philosophische Diskussion dar, da sie uns zwingen, darüber nachzudenken, wie unsere Erlebnisse und Erfahrungen uns formen und beeinflussen. Wir sind absolut überzeugt, dass unsere Erlebnisse auf der "gescheiterten" Reise uns definitiv verändert und geprägt haben. Die Erlebnisse im Iran haben unsere Ansicht auf die Welt und über das Leben nachhaltig verändert. Das ist schonmal sicher. Wir behaupten, dass das ein wesentlichen Faktor ist, warum wir heute hier sind wo wir gerade sind. Fakt ist, wir schreiben dieses Fazit 5 Jahre danach, wir können aber nicht sagen wo wir jetzt wären wenn die Reise 2018 nach Plan gelaufen wäre. So tief können wir gar nicht in uns hinein eintauchen um darüber zu reflektieren was uns mehr geprägt hätte.


Es ist wichtig zu beachten, dass es keine richtige oder falsche Antwort auf diese Fragen gibt und dass jeder Mensch anders auf seine Erfahrungen und Herausforderungen reagiert. Aber es ist eine interessante Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie unser Leben anders verlaufen könnte, wenn wir uns in bestimmten Situationen anders verhalten hätten oder wenn bestimmte Ereignisse nicht passiert wären.



Unser Fazit über die "fast" gescheiterte Reise

Natürlich wäre es besser gewesen, wenn der Unfall nicht passiert wäre. Aber wären wir dann heute die Gleichen? Sind wir nicht stärker dadurch geworden, dass wir das zusammen durchgestanden haben? Sind wir nicht demütiger und dankbarer geworden, weil wir gesehen haben, dass eben nicht immer alles klappt, wie man es sich wünscht?

Die Reise hat uns sehr verändert und wir würden sagen, dass es absolut zum Guten war. Sie hat uns eine Menge Kraft gekostet, aber auch neue Energie und Kraft gegeben, es nochmal zu probieren. Träume darf man nicht so einfach aufgeben. Susis Lieblingsspruch lautet ja: Don't be afraid of failure, but fear regrets. Das heißt so viel, wie man sollte keine Angst davor haben zu scheitern, sondern sich davor fürchten etwas zu bereuen, nicht gemacht zu haben. Und was bereuen die meisten Menschen? Genau das, was sie nicht getan haben. Und das ist schade und macht uns traurig. Wir möchten nicht mit 70 oder 80 sagen: "Oh das war mal mein großer Traum, hätte ich es damals, als ich noch jung war, gemacht." oder "Jetzt sind wir zu alt dafür." oder sonst was. Wenn es uns so wichtig ist, dann müssen wir eben hartnäckig bleiben und es nochmal probieren.



Heute ist uns besser den je bewusst, dass das Leben viel schneller vorbei oder anders sein kann, als dass es sich lohnen würde etwas auf die lange Bank zu schieben. Deswegen geben wir uns nicht zufrieden damit, dass wir Zentralasien und Mongolei nicht gesehen haben und planten fleißig an der nächsten Reise, die schon im darauffolgenden Jahr 2019 statt finden sollte. Da wir das Geld für die Reise quasi noch nicht ausgegeben hatten und wir die Reise nicht geschafft haben, war es für uns nicht so schwer unseren Arbeitgeber zu überzeugen dass wir nochmal versuchen möchten. Hoffentlich klappt es ja beim zweiten Anlauf. Wie wir uns für die nächste Reise vorbereiten, was unseren Arbeitgeber dazu gesagt haben und wie die Reise ablief werdet ihr bald in unseren nächsten Blog Beiträgen erfahren. Bleibt dran, Danke für's Vorbeischauen und machts gut.


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